28 Jakob Falke.
Korallen, Cameen, Edelfteine und bedient fich des verfchiedenartigen Goldes
zu coloriftifchen Effedten, die freilich keineswegs immer glücklich ausfallen.
Diefe Verbindung des grünlichen und des rothen Goldes, deren Erfindung oder
hauptfächlichfte Vorneadine erft dem XVII. Tabrhundert angehört, erfeheint
uns überhaupt eine fehr gefährliche Ornamentation, deren man fich nur mit
gröfster Vorficht bedienen follte.e Wir haben fchon manchen Effett dadurch
geftört gefehen.
Es ift fchwer, aus der grofsen Menge der deutfchen Goldfchmiede, die
auf der Ausftellung vertreten waren, einzelne herauszuheben. Der Werth hält
fich ziemlich auf en gleichen Niveau, doch pflegt der Eine mehr diefe, der
Andere mehr jene Art und Richtung und darin ift auch der Eine glücklicher als
der Andere.
Von Hanau z. B. möchten wir vor allem Biffinger & Sohn wegen fei-
nerer Arbeiten nennen; ihnen kommt zunächft in diefer Beziehung Steinhauer
& Comp., doch find deren Zeichnungen unklarer und überhaupt minder gut.
Diefen ftehen als Vertreter der fchlimmen Seiten moderner Art J. Backes
G. W. Schehl, C. Koch und Otto Weber & Comp. gegenüber. Letztere find
insbefondere Vertreter des Manfchettenftils, während Ernft Schönfeld den
Naturalismus allerdings in fehr verfeinerter Art betreibt. In Specialitäten find
zu nennen: C. Kurr-Schüttner mit Korallen, Agaten, Malachiten, Mufcheln,
aber mit unbedeutenden Faffungen; J. M.Krug mitkleinen Emails, Diehls
mit Perlen und Steinen. Unter den Stuttgarter Fabrikanten erfcheint als die erfte
und befte Firma Meyer & Pleuer, insbefondere mit franzöfifch-antikifirenden
Arbeiten; Berg & Comp. dagegen ftehen auf der entgegengefetzten Seite. Auf
diefer letzteren find auch die Gmünder Fabrikanten zu nennen: Otto & Comp.
mit wildem Naturalismus, Gebrüder Kuttler in ähnlicher Richtung. In Pforz-
heim ftellen fich auf die beffere Seite Nützelberger, Gfchwind & Comp.,
deren Arbeiten, wenn auch verfehlt im Stil, um der feinen Faffungen willen zu
loben find; Basler und Flendrich, fowie W. Mürle mit hübfchen Emails.
A. Kiehne übt den Naturalismus wenigftens in fehr feiner Art. F. Becker,
Haack & Nagler, A. Gerwig huldigen theils dem Manfchettenftil, theils
dem Naturalismus, während G. Saacke er Maifchhofer, letzterer in Ver-
bindung mit Korallen, vorzugsweife das veraltete Motiv bandwurmartiger Ver-
fchlingungen zu Schmuck arbeiten benützen.
Eine ähnliche Collecdtivausftellung wie die diefer deutfchen Schmuckfabri-
kanten befand fich auch in deröfterreichifchen Abtheilung. Diefe Collediv-
ausftellung enthielt den gewöhnlichen Goldfchmuck, wir müffen leider fagen, den
fehr gewöhnlichen, denn fo viel wir auch an den deutfchen Arbeiten auszufetzen
fanden, diefe Art der öfterreichifchen machte noch einen weit ungünftigeren
Eindruck. Es waren die Motive nicht blos der verkehrteften modernen Art, es
fehlte nicht blos an aller Erfindung und Originalität, es ftand auch die Arbeit
felbft an Feinheit und Mannigfaltigkeit der Technik hinter den deutfchen zurück.
So fehr wir bei den öfterreichifchen Silberarbeiten das Beftreben nach wahrhaft
künftlerifchen Leiftungen anerkennen mufsten, ebenfo fehr läfst diefe Art des
Schmuckes nicht überfehen, dafs die teforrantorifchen Bemühungen auf dem
Gebiete der Kunftinduftrie noch nicht bis zu ihnen gedrungen find. Hier liegt
noch ein Feld der Thätigkeit völlig brach.
Doch waren diefs a weitem nicht die einzigen Schmuckarbeiten, die in
der öfterreichifchen Abtheilung ausgeftellt waren. Eine Anzahl Jaweliere, die
höchft koftbaren Edelfteinfchmuck dem Publicum vor Augen geführt hatten,
bewiefen, dafs die Bedeutung des öfterreichifchen Schmuckes, wie wir noch näher
fehen w erden, auf einer in Seite liegt. Aufser diefen, zum Theil grofsartigen
Bijouterien gab es aber auch noch mancherlei eigenthümlichen Schmuck, der
wenigftens Beachtung verdient. Dahin rechnen wir z. B. niellirten Silberfchmuck
vonLuftig& Vidal, fowie von Markovitfch & Scheidt, bei denen freilich