Full text: Die Goldschmiedekunst (Heft 88)

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
30 Jakob Falke. 
Steinen, ausgezeichnet ebenfo durch den Effect wie durch die Freiheitund Fein- 
heit der Zeichnung. Ihnen zur Seite ftanden andere Gegenftände mit zitternden 
Blumen, die Perlen und Diamanten trugen und bei jeder Bewegung glitzerten. 
Auch das naturaliftifche Genre mit aufgelegten Blumen, Zweigen und Blättern, 
in verfchiedenfarbigem Golde dargeftellt, hatte in Rufsland feinen Vertreter 
gefunden, und zwar in dem bereits genannten W. Adler. Die Arbeiten waren 
wenigftens fein und zierlich und darum in ihrer Art nicht ohne Reiz. 
Kannte der moderne Schmuck bis in die letzten Jahre das Filigran nicht 
mehr, fo bildet es überall die Eigenthümlichkeit des nationalen Schmuckes. 
Wo fich ein folcher erhalten hat, da ift auch Filigran fein wefentlichfter Beftand- 
theil. So haben wir es fchon bei Italien gefehen, fo ift es im öfterreichifchen 
Gebirge, fo in den füdlichen Donauländern, fo in Holland, auf den Infeln der 
Nordfee, fo in Norwegen. Auf der Ausftellung war freilich diefer Schmuck nicht 
von überall her vertreten; fo fehlten durchaus die intereffanten holländifchen 
Arbeiten. In Norwegen wie in Jtalien hat das nationale Filigran unter Führung 
intelligenter Goldfchmiede bereits wieder moderne Bedeutung gewonnen. Ebenfo 
ift esin Portugal, das eine reiche und fchöne Collection goldenen und ver- 
goldeten Filigranfchmuckes zur Ausftellung gebracht hatte, zierliche, feine, 
exadte Arbeiten, die den Beifall verdienten, den fie fanden. Zu der gleichen 
Bedeutung haben fich die Filigrane der Donauländer, wie die der Türkei 
noch nicht erhoben. Ueberhaupt find die heutigen Schmuckarbeiten der Türkei, 
wenigftens wie fie fich auf der Ausftellung darftellten, in keiner Weife von befon- 
derem Werthe. Der unechte Schmuck hat wenigftens farbige Reize, aber er wird 
fo vielfach anderswo fabricirt und in die Türkei erft importirt, dafs man das 
Rechte vom Falfchen fchwer unterfcheiden kann. Mancherlei originelle Formen, 
wenn auch keineswegs feine Arbeit, zeigte der Schmuck der fyrifchen Frauen, 
zumal von den Stämmen des Libanon, auch derjenige jüdifcher Frauen jener 
Gegenden und Paläftina’s. Die Stirnbinden mit Gehängen, die Ohrgehänge waren 
befonders beachtenswerth. In gleicher Weife intereffirte durch feine eigenthüm- 
lichen Formen der Schmuck Aegyptens, auch zeigte fich die Arbeit, nament- 
lich bei den goldenen Gegenftänden, nicht ohne Feinheit und Schönheit; die 
filbernen Halsketten, Armbänder u. f. w. waren dagegen viel eher plump und 
fchwer und grob im Filigran. Färbige Decoration von Email und Steinen 
bemerkte man fehr wenig dabei. 
Ein ganz anderes Genre von Schmuckarbeiten ift dasjenige vom öftlichen 
und füdlichen Afien, welches etwa mit Perfien beginnt. Hier gefellt fich 
zum Filigran die farbige Decoration, fei es durch Steine, fei es durch Email, in 
höchft ausgezeichneter Art. Zwar die perfifche Fabrikation fcheint in diefer 
Beziehung im Verhältnifs zur Vergangenheit bedeutungslos geworden zu fein. Da- 
gegen fah man ineiner Ecke der ruffifchen Ausftellung ganz vortreffliche Schmuck- 
gegenftände aus Turkeftan, die insbefondere von den dort heimifchen Tur- 
kifen eine reiche und ausgezeichnete Anwendung machten. Gerade um dieles 
Punktes willen waren jene auch fonft gut gearbeiteten Gegenftände höchft beach: 
tenswerth. 
Auch von China und Japan waren unter den Schmuckgegenftänden nur 
die Filigranarbeiten von Bedeutung. Japan zeigte allerdings auch eine Anzahl 
Gegenftände unechten Schmuckes von Ringen, Knöpfen und fonftigen kleinen, 
zum Theil fchon für den europäifchen Gebrauch gearbeiteten Dingen, die fich 
durch die Originalität der Erfindung, wie durch die Genauigkeit der Arbeit aus- 
zeichneten. Sie waren meift aus Kupfer oder Bronze, verfilbert und vergoldet, 
taufchirt oder auch emaillirt. Weit vorragender aber waren die Filigrane China’s, 
fowohl die in Silber wie in Gold. Jene, die von Silber, waren nicht nur von 
äufserfter Feinheit des Fadens und mannigfacher Zufammenfetzung, fie hatten 
auch die Eigenthümlichkeit, dafs fie mitten in Filigran fich noch mit emaillirten 
Blumen fchmückten ; eine Verbindung, die, wie es fcheint, heute allein in China 
  
    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
   
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