Full text: Die Goldschmiedekunst (Heft 88)

  
  
  
  
  
  
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40 Jakob Falke 
fein, dafs diefe beiden tadelsfrei gewefen, aber fie zeigten doch fehr viel Gutes 
und diefes in hofinungerweckender Weife für die Zukenkk Was fie Gutes hatten, 
das lag auf dem Wege der beabfichtigten Reform und bewegte fich auf dem 
kirchlichen Gebiete in den Stilen des Mittelalters, auf dem civilen in der Rich- 
tung der Renaiffance. 
Aber das Gute hatte überall fein Gegenbild neben fich. Was reich, vor- 
nehm war und für etwas gelten follte, das zeigte — obwohl keineswegs aus- 
fchliefslich — höchft vortreffliche Leiftungen fowohl für die Kirche wie für das 
Haus; was für den mittleren und den niederen Gebrauch beftimmt, das gab 
ordinären Geift und ordinäre Formen zu erkennen. 
Man fieht daher leicht, wohin vor allem fich die Beftrebungen zur Hebung 
der Goldfchmiedekunft in Oefterreich richten müffen. Sie müffen vor allem den 
gewöhnlicheren Gebrauchsgegenftand, die gröfsere Production ins Auge faffen, 
und das gilt, weil das Be ‚dürfnifs gleicherweife vorhanden ift, auch gleicher- 
weife für den Bedarf der Kirche, des Haufes und der Perfon. Natürlich wird 
damit nicht behauptet, dafs das reichere und vornehmere Genre nunmehr voll- 
endet fei und der Bemühungen nicht mehr bedürfe, aber die neuefte Tendenz 
in demfelben ift gut und wird von felber trachten, das zu ergänzen, was fehlt, 
oder diejenigen, die noch fchwankend find und irren, in ihre Bahn hineinzu- 
lenken. Ift das Bewufstfein, die Ueberzeugung einmal gekommen von dem, was 
noth thut, fo wird auch wohi gefchehen, was gefchehen mufs. Diefes aber fcheint 
uns vorzugsweife das zu fein, dafs fich die Goldfchmiedekunft von den eigent- 
lichen Bildhauern und Architekten unabhängig ftelle, dafs fie fich ihre eigenen 
Künftler fchaffe, die das Material, feine Eigenfchaften, feine Fähigkeiten genau 
kennen und auch als erfinderifche Köpfe den höchften Anforderungen und Auf- 
gaben gewachfen find. 
Das ift die eine Seite deffen, was noththut; man kann fie heute fchon mit 
einiger Zuverficht den grofsen Goldfchmieden und Juwelieren felbft überlaffen. 
Nas die Schule des öfterreichifchen Mufeums von ihnen richtig benützt wird, 
fo kann mit ihr diefer Seite des Bedürfniffes entfprochen werden. 
Aber für die Maffenprodudtion, für die Handelswaare, die veredelt werden 
mufs, für die Benützung der Materialien, welche dasLand in mancherleifchönen, 
zum Theil billigen Steinen bietet, müffen die Beftrebungen tiefer und mehr in 
die Breite gehen. Um auch der Dorfkirche ein gut geformtes Gefäfs zu liefern, 
um den Goldfchmuck gefällig, fein, anfehenswürdig zu machen, um aus den 
Granaten, Topafen und ander en hübfchen und effedtvollen Steinarten einen nicht 
blos billigen, fondern zugleich auch trefflichen, reizvollen Schmuck zu fchaffen, 
um die bishe rigen technifchen Verfahrungsweifen zu vervollkommnen, die alten, 
nun wieder belebten zu lehren und zu verbreiten, dazu find Fachfchulen nöthig, 
welche einerfeits die Hand in aller Weife bilden, andererfeits die Fähigkeit ver- 
fchaffen, nicht blos die gute, gefchmackvolle Zeichnung zu verftehen, fondern fie 
auch zu liefern. Wenn auf diefe Weife durch praktifchen und theoretifchen 
Unterricht die ausgezeichnete Begabung des öfterreichifchen Volkes gerade auch 
für diefen Zweig der Kunflinduftiie aus dem Schlummer geweckt und zur vollen 
Thätigkeit Sehoben wird, fo glauben wir, wird die öfterreichifche Goldfchmiede- 
kunft im Stande fein, an jedem Zweige das Gleiche zu leiften und der Concur- 
renz der Welt die Spitze zu bieten. 
 
	        
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