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18 F. W. Haardt.
Unfere erften Schloffermeifter, als: Albert Milde, C. Tagleicht, Biro,
Wilhelm, Gfchmeidler, können mit ihren vollendeten Handarbeiten in
Bezug auf die Form ällerdings jeden Vergleich aushalten. Namentlich fand die
reichhaltige Ausftellung von Albert Milde in Schlöffer-, Thür- und Fentfter-
befchlägen, getriebenen Gittern, fchmiedeeifernen Stiegenfproffen, ihrer künft-
lerifchen Ausführung wegen, die allgemeinfte Anerkennung.
Die rege Bauthätigkeit Wiens, die Opulenz, welche fich bei unferen Neu-
bauten bemerkbar macht und die Bezahlung vollendeter Leiftungen zur Gewohn-
heit machte, haben hier unter der thätigen Anleitung unferer berühmten Archi-
tekten: Hanfen, Schmidt, Ferftl und anderer eine moderne Schule der
Baufchlofferei gefchaffen, welche mit ihren ausgeftellten Arbeiten die Bewun-
derung aller Fachleute erregte.
Es gilt diefes nicht blos von den Schlofferwaaren im engeren Sinne; es
gilt diefes auch befonders von den getriebenen Arbeiten unferer Schloffermeifter
in Befchlägen, Geländern und ähnlichen Leiftungen, wovon die ausgeftellten
Arbeiten hervorragende Proben lieferten.
Selbft die Krone, welche die Ausftellungsfpitze, die Laterne der Rotunde
zierte, war aus einer Schlofferwerkftätte, derjenigen des Herrn J. Gfchmeidler,
hervorgegangen, der auch die vielfach bewunderten Gitter an den Stiegenthüren
der Rotunde geliefert hat, während die von allen Kennern gleichfalls gepriefenen
Gitter am kaiferlichen Pavillon, am Jurypavillon, am öftlichen Ausftellungsflügel
und anderen, aus den Werkftätten von Milde, Gridl und Tagleicht her-
vorgegangen waren.
Für den grofsen Markt haben jedoch diefe Leiftungen nur eine fecundäre
Bedeutung. Die eigentliche Schlofferwaaren-Induftrie war durch die „Moravia“,
Homboker und Marienthaler Eifenwaaren-Induftrie und Handels-Actiengefell-
fchaft reichlich vertreten. Sie brachten eine grofse Auswahl von Schlöffern aller
Gattungen und ihrer anderen Blechwaaren-Fabrikaten zur Ausftellung, die in
Folge ihrer foliden Arbeit und billigen Preife einen ftarken Handelsartikel bilden.
Die Firma Carl Grundmann in Wien brachte ihre fabriksmäfsigen
Erzeugniffe fertiger Schlöffer und einzelner Schlofsbeftandtheile zur Geltung, und
ebenfo hatte Herr Eduard Gehring in Wien eine reichhaltige Collection von
Patent-Möbelfchlöffern ausgeftellt; auch von anderen Seiten, namentlich von Her-
mann Jeitteles & Sohn in Prag, J. V. Floiglin Graz und anderen, find in
guter Mittelwaare viel verfprechende Anfänge zu verzeichnen, die fabriksmäfsige
Schlofserzeugung bei uns einzubürgern.
Das Ausland hatte, wie bemerkt, in der Schlofsfabrikation nur wenig
zur Anfchauung gebracht; namentlich fehlten aus England, Frankreich, Deutfch-
land jene grofsen Firmen, die auf den Weltmärkten den Ton angeben.
Amerikahatteunsdurchdie WeftfieldLak WorksCompany einzelne
Mufter vorgeführt, die durch ihre fchöne und folide Arbeit anerkennenswerth
erfchienen. Die Gröfse des Antheiles der Mafchinenarbeit war jedoch an ihnen
nicht feftzuftellen.
Nirgends wird die Solidität eines Schloffes höher gefchätzt als in Amerika,
und esift daher auch natürlich, dafs dort nur von Schlöffern der beften Qualität
die Rede fein kann.
Thatfächlich hat daher in Amerika die fabriksmäfsige Erzeugung fowohl
von Thür-, als Koffer , Vorleg- und andern Schlöffern fehr grofse Dimenfionen
angenommen. In der That eignen fich auch wenig Bedarfsartikel beffer, als diefe,
für fabriksmäfsige Maffenerzeugung.