Full text: Stahl- und Eisenwaaren (Heft 86)

      
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
  
  
    
  
  
  
  
  
  
  
  
Bau- und Ornamentguss. 
Während der gewöhnliche Eifengufs, namentlich der fogenannte 
Mafchinengufs, in einer anderen Gruppe bereits feine Beurtheilung gefunden, 
bleibt uns hier noch die Befprechung des wichtigen Gebietes des Bau- und 
Ornamentguffes übrig. 
Im Allgemeinen mufs conftatirt werden, dafs von allen Seiten die gröfsten 
Anftrengungen gemacht waren, um diefen Artikel würdig zu repräfentiren und 
möglichft Vollendetes zu bieten. Selbft das entfernte und induftriell fo wenig ent- 
wickelte Brafilien hatte auf diefem Gebiete beachtenswerthe Verfuche gemacht. 
Rufsland und England hatten fich im Verhältniffe zu den anderen 
Staaten quantitativ weniger betheiligt, obgleich die ausgeftellten Objecte einen 
genügenden Beweis ihrer Leiftungsfähigkeit lieferten. 
Befonders erwähnenswerth war das vonder CoalbrookdaleCompany 
ausgeftellte eiferne Gitter, welches als Umzäunung des englifchen Commiffions- 
haufes diente, und ein anderes, welches die englifche Abtheilung zierte und der 
fauberen Ausführung wegen allgemeine Anerkennung fand. 
Rufsland excellirte durch das von San Galli in Petersburg am Hofe der 
ruffffehen Ausftellung aufgeftellte Gitter mit Thor. In Folge feiner glatten und 
exadten Ausführung und feiner wahrhaft künftlerifchen Durchführung bildete es 
ein hervorragendes Stück der Ausftellung und erfreute es fich der ungetheilten 
Anerkennung aller Fachleute. 
Den Glanzpunkt der Gufswaaren-Ansftellung bildeten aber die Erzeugniffe 
von Frankreich, Deutfchland und Oefterreich. 
Was zunächft die franzöfifchen Erzeugniffe betrifft, fo wird Niemand 
an den herrlichen Leiftungen von Durenne in Paris und der Societe Val 
D’Osne vorübergegangen fein, ohne fich zu fagen, dafs es fchwer fei, etwas 
Schöneres und in der Ausführung Vollendeteres fchaffen zu können. Hier hatte 
der Former feine Künftlerfchaft gezeigt, hier waren ohne Cifeleur Figuren und 
Ornamente aus Gufseifen gefchaffen, welche faft ohne jede Nacharbeitung fo rein 
und glatt gegoffen waren, dafs man über diefen Fortfchritt in der Gufseifen- 
Induftrie nur Bewunderung ausdrücken konnte. 
Die ausgeftellten Objecte, vor allen die Fontaine in der Mitte der Rotunde 
und die gufseifernen Gruppen, fowohl die bearbeiteten als diejenigen, an welchen 
noch die feinen Formnäthe zu fehen waren, liefern den Beweis, dafs das Gufseifen 
bezüglich feiner Verwendbarkeit zu monumentalen Zwecken ebenfo gut wie 
Bronze zu verarbeiten ift, vor diefer aber den Vorzug hat, dafs es vermöge feiner 
gröfseren Dünnflüffigkeit die Form äufserft fcharf wiedergiebt und bei richtiger 
3ehandlung und Zubereitung des Formfandes eine fo reine und glatte Oberfläche 
erhält, dafs aufser der Befeitigung des locker anhaftenden und mit einer Bürfte 
leicht zu entfernenden Sandes und der feinen Gufsnäthe weitere Nacharbeiten 
völlig überflüffig werden, während beim Bronzegufs erft die äufsere Gufshaut ent- 
fernt werden und dann das Objedt durch den Cifeleur in langer und mühfamer 
Nacharbeit erft ein lebensfähiges Anfehen erhalten mufs. 
Ein guter Oelanftrich oder ein metallifcher Ueberzug fichern dem eifernen 
Gufsftück eine gleich lange Dauer als dem broncenen, das vielleicht das Zehn- 
fache von dem des erfteren koftet. 
In der deutfchen Abtheilung war es vor Allem die gräflich Stollberg- 
Wernigerode’fche Eifengiefserei in Ilsenburg, welche mit ihren 
gefchmackvollen und bedeutenden Leiftungen herrvorragte, und neuerdings, gleich 
wie auf den früheren Parifer und Londoner Ausftellungen, beredtes Zeugnifs 
ablegte von der intelligenten Leitung diefes Etabliffements, der Kunftfertigkeit 
der Arbeiter, fowie von der vorzüglichen Qualität des verwendeten Materials. 
 
	        
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