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Johann Newald.
Die Entwicklung in der Erzeugung von Jagdwaffen fteht felbftverftändlich
mit dem Stande des Jagdwefens und der Wildzucht eines Landes im innigften
Zufammenhange. Nur bei geordneten Jagdverhältniffen ift ein Fortfchritt in der
Jagdwaffen-Anfertigung denkbar.
Es mögen örtlich in Bezug auf die Handhabung und Durchführung des
Jagdgefetzes und der damit im Zufammenhange ftehenden Jagdpolizei-Normalien
bald wefentliche, bald mindere Uebelftände obwalten, im grofsen Ganzen erfchei-
nen im Bereiche der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder das
Jagdwefen und die Wildhege geordnet. Der Wildftand ift den Bodencultur-Ver-
hältniffen angemeffen. Der Jagdbetrieb ift fachgemäfs.
Die Rückwirkung folcher Zuftände auf die Erzeugung von Jagdwaffen aller
Art, fei es in gröfseren Fabriken oder in einzelnen Werkftätten von mäfsigerem
Umfange, ift unverkennbar eine gute. Die zahlreichen Ausftellungen verfchiedener
Jagdwaffen, veranlafst von Fabriken oder Einzelfirmen aus den verfchiedenen
öfterreichifchen Ländern, liefs diefsfalls einen fehr erfreulichen Auffchwung
erkennen.
Leider find wir nicht in der Lage in Bezug auf das Schiefsftand-Wefen ein
gleich gutes Urtheil ausfprechen zu können. Das Schiefsen nach der Scheibe —
in den öfterreichifchen Ländern. vorzüglich in kleineren Orten mit grofser Lebhaf-
tigkeit betrieben — hat im Laufe der letzten Periode an Umfang wefentlich
abgenommen, daraus erklärt fich der Umftand, dafs in den Waffenausftellungen
die fogenannten Scheibenrohre im Verhältnifs zu den Jagdgewehren fehr
zurückftanden.
Als Ausfteller von Waffen verfchiedener Art hatten wir aus den öfter-
reichifchen Ländern eine erhebliche Zahl von Firmen zu begrüfsen.
Neben altbewährten Fabriken und Waffen-Werkftätten trafen wir manche
neue Namen oder folche, welche, bisher nur in engeren Kreifen bekannt, nunmehr
nachgewiefen haben, wie fehr ihre Erzeugniffe berechtigt find, eine allgemeinere
Beachtung anzufprechen.
Nach den einzelnen Ländern geordnet, haben wir aufzuzählen: A.V.Lebeda
Söhne und J. Novotn y in Prag, Guftav Fückert und Johann Fückert zu
Weipert, ferner Johann Haberda zu Fraxenberg in Böhmen, Carl Mayr
in Brünn und J. Plafchil zu Napagedl in Mähren, die öfterreichifche Waffen-
fabriks-Gefellfchaft in Steyer, Johann Un ger in Graz und Joh. Erhart
zu Marburg an der Mur in Steiermark, Johann Peterlongo in Innsbruck.
Franz Umfahrer in Klagenfurt, endlich die Ferlacher Waffenfabriks-
Gerfellichaft durch ene gröfsere Zahl von Einzelfirmen vertreten.
Die von Lebeda und Novotn y ausgeftellt gewefenen Gewehre find
Leiftungen, welche der bewährten Namen, die fie tragen, würdig find; namentlich
enthielt die Colledtion Lebeda Doppelgewehre, welche ebenfo gefchmackvoll
ausgeftattet, als präcife ausgefertigt waren. Zu erwähnen kommt ein von Novotny
ausgeftellt gewefenes Doppelgewehr, an welchem die Syfteme Lefaucheux und
Centralfeuer combinirt vorkommen, eine Einrichtung, der fich jedoch kaum eine
praktifche Bedeutung beilegen läfst.
Johann Haberda aus Frauenberg hatte neben andern fchönen Gewehren
fehr forgfältig gearbeitete Hinterlad-Scheibenftutzen ausgeftellt, deren Preife als
fehr mäfsig zu bezeichnen find.
Die fehr umfaffende Ausftellung der Waffenfabriks-Gefellfchaft in Steyer
hatte neben Militärgewehren auch eine Zahl von Scheibenftutzen und Pürfch-
büchfen, nach dem Syfteme Werndl eingerichtet und mit fehr mäfsigen Preis-
anfätzen bezeichnet, ausgelegt.
So fehr bei den Stand- oder Scheibengewehren die Hinterladvorrichtungen
mehr und mehr in Gebrauch kommen, ftofsen die Hinterlad-Pürfchbüchfen, nament-
lich bei Gebirgsjägern, noch auf ein grofses Mifstrauen. Es handelt fich bei Gebirgs
Jagden höchtt felten um ein Schnellfeuer: der wenigen Schüffe, welche der Gebirgs-
birgs