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Ahnen wiedergeben und bei dem herrfchenden Kaftengeifte, der die Standeswahl
ınmöglich macht, fich immer neu ergänzen, ift die heutige Arbeit mit aller ihreı
Vollendung der treue Spiegel uralter technifcher und künftlerifcher Fertigkeit.
Durch die Tri en Ausftellungen haben fich die indifchen Kunftgewerbe bei
uns auf einen hohen Rang zehoben und für manche Branchen geradezu als die
Grundlagen einer vernünftigen Regeneration des abendländifchen Gefchmackes
erwiefen.
Ausdrücklich mufs jedoch noch bemerkt werden, dafs trotz der Continuität
der Ueberlieferungen wir keineswegs einer erftarrten Kunft gegenüber ftehen,
welche in geiftlofer Weife ererbte Vorbilder copirt, fondern dafs der heutige
Hindu, in eigener Erfindung dem Geifte feiner heimifchen Kunft treu, deren Prin-
cipien in unerfchöpflicher Mannigfaltigkeit verwendet. Lange wird es noch
dauem, bis der eigentliche Arbe eiterkreis Europas der vorzüglichen, wirklich künft-
erifchen Handfertigkeit Indiens nachkommt. Wirklich vom Arbeiter ausgehend,
Arch beinahe j&be enslängliche Uebung desfelben technifch gehoben, und nicht
ruf die Zeichnung eines Zweiten wenn auch noch fo gewandten angewiefen, felbft
demSchöpfer des Werkes imvollften Sinne des Wortes entftammend, beruht eben
(ler Reiz und Vorzug diefer Arbeiten auf der Freiheit, mit welcher fie erfunden
und gemacht find. Wie diefs bei den meiften älteren Culturvölkern der Fall ift,
fo finden wir auch hier, dafs, je älter die Mufter find, an welche fich eine Arbeit
lehnt, defto einfacher auch ihre äufsere Erfch einung ift. So finden wir namentlich
Schmuck von hochalterthümlicher Form als eiifichneis Spangen und Ringe, wie
auch bei uns Gräberfunde der Vorzeitzeigen, heute noch vielfach dortinG Such)
Da die Ausftellung vom Staate aus befchickt war, fo ift es allerdings oft
a gewefen, dem Erzeuger nachzuforfchen, und wir wollen daher nur nach
ocalen Kunftftätten eine kleine Ueberficht verfuchen.
Bemerkenswerth ift die grofse Ausdehnung, welche die Anwendung des
Silbers zu Schmuck und Geräth gefunden hat. Namentlich zu einfachem Schmuck
fcheint diefes Metall an vielen Orten dort ua allgemein verwendet zu
werden. Die Formen, oft fehr primitiv an einander gereihte Ringe, maffive, ovale
und runde Spangen, daneben Einzelnes, was et an Me Yowingifel ıe Funde
oderKarolingifche Arbeiten erinnert, fo namentlich einzelne Arklpangen mit vier-
eckig ge Adikren Smaragden.
Aus dem Pundjab fahen wir Gefäfse, weitbauchig mit fchlankem Hals, oben
Iich trichterförmig erweiternd, in mancherlei Modificationen in Silber getrieben
die Fläche felbft mit mannigfaltißftet Verzierung fowohl cifelirt als auch gravirt;
daneben auch für moderne Zwe Seit Ehe egefehtire mit riefigen Kannen, in eigent-
lich plumper Hauptform, aber noch mit reizenderAetzung und Gravirung ornamentirt.
An dendort üblichen Wafferpfeifen, den Hooka’s, fanden fich zahlreiche abwechs-
lungsreiche Formen in Zinn ausgeführt; diefes, fchwarz gefärbt und mit weifs
elaffenem Silber in Sternen und fonftigem Blatt- oder Blumenornament befchlageu
in ne der Taufchirung verwandten Technik. Ebendort auch zierlichfte Silber-
Filigranarbeiten in Blumen und Kugelform. Befonders aber neben eminent
gearbeiteten Goldfiligrans prachtvoller reicher Goldfchmuck in Armbändern,
OÖhrringen und Halsgefchmeide, an welchem das geradezu edelfteinartige Email in
wundervoller Farbe und Transparenz zu bewundern war. Gerade von diefen
[fo hervorragenden technifchen Zweige botdie heurige : ne leider fo wenig,
während die Londoner Ausftellung vor einigen Tahrer ge eadeih wunderbare
Arbeiten in emaillirtem Geldkeilinirel: zeigte
Auch aus Bombay und Umgebung war neben gewöhnlichem Landesfchmuck
in antikifirenden Formen mit Filigran und gefchlagenem fchwämmeartigen Gehänge,
Vieles in Gefäfsen aus Silber mit vorzüglicher Cifelirung, aber in den einfachften
Hauptformen ausgettellt.
Die von Hiee gebrachten Goldfchmuck-Gegenftände zeichneten fich durch
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prachtvolle dem ör Moulü der Franzofen ähnliche Färbung aus, während andere