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Möbel-Tifchlerarbeiten. 17:
Von Pazzi (Rom) war ein Ebenholz mit Elfenbein eingelegter Kaften
zur Anficht gebracht, welcher fowohl wegen Zeichnung und Gravirung, fowie der
Technik in der Tifchlerarbeit zu den befferen italienifchen Erzeugniffen diefes
Genres gehörte. Civita (Florenz) exponirte ein Cabinet von Ebenholz in italie-
nifcher Frührenaiffance mit reizenden Pietra dura-Füllungen und Broncefiguren,
ebenfo auch zwei kleine Salonkäften nach mehreren Zeichnungen, und Gomez
(Venedig) vier Seffel, ein Cabinet von Ebenholz mit Füllungen von lapis lazuli
und anderen edlen Marmorgattungen, mit Figuren, die vier Jahreszeiten darftel
lend, und Karyatiden von antiker Bronce; leider entbehrten diefe für das Auge
fo wohlthuenden Objecte in Bezug der Tifchlerarbeit die folide Ausführung, was
bei Gegenftänden von folchem Werthe umfo mehr zu bedauern ift.
Es erübrigt uns noch, von der dritten Kategorie, als den modernen
italienifchen Arbeiten, zu berichten, welche mit den verfchiedenften Materialien
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jedoch felten mit Verftändnifs und in keinem Falle ftilvoll durchgeführt wurden.
Es fchien, als ob die zu diefer Kategorie gehörigen Induftriellen noch
nicht die Quelle ihrer Vorfahren, welche fo viel mafsvoll künftlerifch Schönes
fchufen, entdeckt hätten.
Erwähnenswerth find von diefen, durch die präcife Ausführung der
Tifchlerarbeit:
Meget’s (Mailand) Möbel eines vollftfändigen Schlafzimmers aus Palif-
fanderholz mit Bronceverzierungen, deren künftlerifche Anordnung jedoch viel
zu wünfchen übrig liefs. Daran reihte fich ein Schlafzimmer von Bertoloti
(Mailand) von Mahagoniholz mit Perlmutter, Elfenbein und Meffingeinlagen, das
fehr mittelmäfsig in der Ausführung und ftillos in der Zeichnung gehalten war.
Ferner ein Billard Lurafchis (Mailand) und ein vergoldetes gefchnitztes
Bett von Levara (Turin), wobei Zeichnung und Ausführung wie bei vielen
Anderen wenig Anfpruch auf den guten italienifchen Künftlerruf machen
dürften.
Wenn wir alfo die ganze italienifche Möbelexpofition überblicken, fo
müffen wir, mit wenigen, dafür aber eminenten Ausnahmen conftatiren, dafs bei
Nachahmung ihrer guten Vorbilder und Erfindungen neuer Motive viel gefündigt
wurde, weil ihnen das tiefere Studium und die Erkenntnifs des wahrhaft Schönen
an denfelben fehlte; fie ahmen blofs nach und füllen damit die Kaufläden der
Antiquare, ohne das Verftändnifs und die Gediegenheit der technifchen fowie
künftlerifchen Ausführung ihrer Vorfahren beizubehalten.
Deutfchland. Wenn wir uns nun der Möbelfabrication des deutfchen
Reiches zuwenden, fo müffen wir gleich geftehen, dafs die Leiftungen Berlins
auf der Wiener Weltausftellung weit hinter den Provinzftädten, wie: Dresden,
Köln, Carlsruhe, Hamburg etc. zurückblieben, und gerade Berlin hätte, wenn
auch nicht mit Kunftwerken brilliren, fo doch feinen Ruf mit Exportwaare
behaupten könen.
Wir fanden überdiefs, dafs (ich mit geringer Ausnahme Deutfchland in
diefer Induftrie noch keine Selbftftändigkeit gefchaften, da wir in den meiften,
von ihnen exponirten Arbeiten Zeichnungen und Motive, oder auch directe
Copien von franzöfifchen Muftern erkannten. Obzwar man dem Erzeugniffe einen
gewiffen Fortfchritt nach der Parifer Weltausftellung nicht ganz abfprechen kann,
fo hat fich doch im Allgemeinen bis heute noch keine beftimmte Stilrichtung in
diefer Fabrication Bahn gebrochen.
Dennoch conftatiren wir mit Vergnügen vorerft die einzelnen Firmen,
welche eben im Streben nach Befferem mit ihren Objecten eine erfreuliche Aus
nahme machten. E
An der Spitze ftand Dresden mit der von Friedrich ausgeftellten Col
ledtion von Ebenholz-Möbeln, worunter ein Cabinetfchrank im Renaiffanceftile
Ichem Fleifse und Reinheit der Arbeit ausgeführt wurde, dafs er in diefeı
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