94 Bernhard Ludwig.
Auch die Leiftungen Mallmann’s (Wien) Schrodt’s (Wien) und noch einiger
anderer Firmen waren nennenswerth.
Endlich fei noch des Mobiliars im Kaiferpavillon gedacht, welches im Ver-
hältnifs zu der kurzen Zeit, die den Fabrikanten von der künftlerifchen Leitung
des Baues zur Anfertigung desfelben geftattet wurde, als vollkommen gelungen
betrachtet werden kann.
Da es mir nicht gut zuläffig fcheint, als Berichterftatter über meine eigenen
Ausftellungsobjecte zu berichten, fo erlaube ich mir nur einige Punkte anzu-
führen, welche mir bei dem Entwurf derfelben als Leitfaden dienten. Meine
Abficht war, Arbeit und Zeichnung nicht allzufehr aus dem Rahmen der gewöhn-
lichen Erzeugniffe meiner Fabrik hervortreten zu laffen, und follten auch die-
felben nach Beendigung der Ausftellung noch zu verkaufen fein ; defshalb mufste
vor Allem Preiswürdigkeit die Grundbedingung dazu bilden, fodann eine dem
Zweck entfprechende Conftrudtion zum Verbrauche derfelben, fowie Einfachheit
in der Architektur und womöglich richtige und gefchmackvolle Anwendung der
von mir fchon längere Zeit cultivirten Intarfienarbeiten; wie diefes Ziel von mir
gelöft wurde, mufs ich Anderen zur Beurtheilung überlaffen.
Ferner erlaube ich mir noch der Detailarbeiten aus meiner Fabrik in Suben,
Oberöfterreich, und deren Verbindung mit Fachfchulen Erwähnung zu thun. Der
Zweck diefer Collection war die fyftematifche Darftellung der Lehr- und Lern-
methode, mit welcher die Gefangenen in Suben in möglichft kurzer Zeit einen
kunftinduftriellen Zweig der Holzinduftrie erlernen, der fie nach Abbüfsung ihrer
beftimmten Strafe in die Lage verfetzt, fich einen genügenden und reellen Lebens-
unterhalt zu verfchaffen.
Und nun wollen wir, um das Bild zu vervollftändigen, noch einige Daten
über die zu diefem Induftriezweige erforderlichen Rohmaterialien, Fourniere,
Werkzeuge, Hilfsmafchinen, Erfindungen und Verbefferungen zur Bereitung von
Halbfabricaten beifügen.
Was das Rohmaterial betrifft, fo hat Frankreich in feiner wildwachfenden
Pappel ein ausgezeichnetes Blindholz, welches für die Möbelinduftrie die beften
Eigenfchaften in fich vereint und der franzöfifchen Fabrication anderen Ländern
gegenüber grofse Vortheile bietet. Auch verwenden fie bei werthvolleren Arbeiten
Eichen- und fchlichtes Mahagoniholz. Zu ihren Fournieren verbrauchen fie
gröfstentheils dunkle Hölzer, wie Nufs-, Eben-, Icaranda- und Mahagoniholz.
England hat wieder directe Holzquellen an feinen Colonien und der billige
Waffertransport macht es ihnen möglich, die beften Hölzer, wie Mahagoni-, Nuf:
fchwedifches und amerikanifches Nadelholz als Blindholz zu verwenden. Hingegen
finden wir, dafs fie zur äufseren Decoration im Gegenfatz zu Frankreich und Oetfter-
reich mehr lichte Farben, wie: Eichen, Efchen-, Setting-, ungarifche Efchen,
amerikanifches Olivenholz u. f. w., lieben.
Dagegen hat das deutfche Reich in feinem Norden ein wildes Föhren- oder
Kieferholz, welches ebenfalls ein vortreftliches Material für Blindholz abgibt, und
durchfchnittlich auch als folches verwendet wird; für die äufsere Ausfchmückung
kommt wieder Nufs-, Mahagoni-, Palifander-, Kirfch-, Eichen-, Efchen- und Birken-
holz in Anwendung.
Belgien fchliefst fich in diefer Hinficht mehr Frankreich an, während Ruß-
land, Schweden, Norwegen und Dänemark fich England nähern.
Oefterreich hat trotz feiner reichen Forftprodudte doch nicht das zu Blind-
holz für die Möbeltifchlerei paffende Rohmaterial wie Frankreich und England;
die öfterreichifchen Holzarten find meiftens zu hornig und hart in ihrer Strudtur.
Nur Böhmen macht hierin mit feinem fchönen Fichtenholze eine Ausnahme. Doch
wird diefes feiner guten Eigenfchaften wegen gröfstentheils zu Inftrumentholz
verwendet und ins Ausland exportirt, wodurch es durch den daraus erzielten
hohen Preis der Möbelfabrication im Allgemeinen unzugänglich wird.
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