Full text: Chemie der organischen Farbstoffe

140 Schwefelfarbstoffe, 
Es muß daher die Anwesenheit von Schwefel noch in anderer Bin- 
dung im Molekül angenommen werden, während die Wirkung vor- 
handener SH-Gruppen (wahrscheinlich gemacht durch die Alkylier- 
barkeit) sich auf die Verwandlung in unlösliche Disulfidgruppen — S—S — 
erstreckt, wodurch die Reduktion durch Schwefelnatrium und Oxy- 
dation durch den Luftsauerstoff genügend erklärt ist. 
Die Gründe, welche nun dafür beizubringen sind, daß den blauen 
bis schwarzen Schwefelfarbstoffen gerade die Thiazinstruktur zugrunde 
liegt, sind etwa die folgenden: 
Die genannten Farbstoffe gehen hervor aus Verbindungen wie z.B. 
p-Aminophenol 
N-NB, 
HO—) 
ferner 2-4-Dinitrophenol 
OH 
| 
Fe 
| 
NO, 
und endlich aus o-p-Dinitro-p’-oxydiphenylamin 
„NH\ 
DIN N OH 
NO, 
bzw. den entsprechenden Indoaminen. 
Die Vorstellung liegt nahe, daß sich Nitro- bzw. Aminophenole 
in erster Stufe beim Verschmelzen mit Schwefel zu Diphenylamin- 
abkömmlingen kondensieren, so daß diese auch unter den Umständen. 
wo sie nicht Ausgangsstoff sind, als Zwischenverbindungen entstehen. 
Da nun Amine wie auch Phenole von Schwefel in der o-Stellung 
substituiert werden, so ist die Bildung von Thiodiphenylaminderivaten 
(also von Thiazinringen) aus Diphenylaminabkömmlingen bei der 
Schwefelung sehr wahrscheinlich. 
NH 
&% > 
S 
Je nach Art und Dauer des Schmelzvorganges könnten sich gebildete 
Thiazinringe zu größeren Molekülen vereinigen, wobei noch die Ein- 
führung der Mercaptangruppen in den Kern diesen Verbindungen die 
Schwefelfarbstoffeigenschaften verleihen würde. 
Diese Idee ist zuerst von Vidal ausgesprochen worden. Er hat durch 
Schwefelung von Verbindungen wie p-Aminophenol und p-Phenylen- 
diamin Stoffe der Zusammensetzung 
    
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
    
   
   
   
    
  
   
   
    
    
    
    
    
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