192 Indigoide Farbstoffe.
Daneben entstehen noch andere Verbindungen, Indigrot (Indirubin),
Indigbraun, Indiggelb und Indigleim. Der Wert des aus Pflanzen ge-
wonnenen Indigos richtet sich nach seiner Reinheit und seiner physi-
kalischen Beschaffenheit, je nachdem diese ihn für die Anwendung als
Küpenfarbstoff mehr oder weniger geeignet macht.
Bei der enzymatischen Gärung wird aber der Indigo von dem Wasser
aufgenommen, weil er unter Reduktion in Indigweiß nach der Gleichung
übergeht
CH10N:0;, + Hz, = C,H 15N50,
Indigo Indigweiß
Durch Einrühren von Luft läßt sich aus dieser Lösung der Indigo ab-
scheiden.
Wie bei der Gewinnung des Pflanzenindigo, so wird auch beim Färben
überhaupt von der leichten Wandelbarkeit in das lösliche Indigweiß
und der Rückverwandlung in Indigo Gebrauch gemacht. Der Begriff
„Küpenfarbstoffe‘ leitet sich von diesem Vorgange ab, weil man unter
Küpe ursprünglich das Gefäß, in welchem die Umwandlung sich ab-
spielte, später die wässerige alkalische Lösung von Indigweiß selbst
verstand. Heute ist der Begriff übertragen auf jede: Reduktionslösung
eines Küpenfarbstoffes. Bei der Bedeutung des Indigos als Farbstoff
[Ernte (1897) von 6 Mill. kg im Werte von etwa 80 Mill. Mark], lag der
Versuch einer synthetischen Darstellung nahe.
Zum Verständnis dieser nach langem Ringen von Erfolg gekrönten
Bemühungen ist es nötig, erst die Konstitution des Indigos und seine
Beziehungen zu seinen Abbauprodukten zu erörtern.
Konstitution des Indigos. Die ersten Verbindungen, welche man aus
Indigo erhielt, sind das Anilin (im Jahre 1841 von Unverdorben bei
der trockenen Destillation des Indigos), die Anthranilsäure und Salicyl-
säure [beim Schmelzen des Indigos mit Kali (1841) von Fritzsche]
und endlich das Isatin (bei der Oxydation des Indigos mit Salpeter-
säure oder Chromsäure durch Erdmann und Laurent!).
Derjenige Forscher, welcher auf diesen wenigen Bausteinen fußend,
die Konstitution des Indigos ermittelte, die erste Synthese des Indigos
im Jahre 1870 vollbrachte und schließlich die Wege für die technische
Synthese ebnete, war A, v. Baeyer.
Gaben die Abbauprodukte Anilin und Anthranilsäure schon an, daß im
Indigo der Benzolring mit den angedeuteten Seitenketten vorkommen
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müsse, so war der nächste Schritt, die Feststellung der Konstitution des
Isatins aufzunehmen.
!) v. Baeyer, B. 13, 2254 (1880); B. 33. Sonderheft Anlage IV: v. Baeyer,
Zur Geschichte der Indigosynthese (1900).
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