Full text: Chemie der organischen Farbstoffe

  
  
  
116 Chinoniminfarbstoffe. 
Möglicherweise tritt aber auch der Anilinrest in die der ausgetretenen 
Carboxylgruppe benachbarte Stelle, jedenfalls steht er bei Galloeyanin- 
methylester in der o-Stellung zur Carboxylgruppe, ohne die Carboxyl- 
gruppe auszutauschen. Der Farbstoff heißt Delphinblau B (By), 
eine isomere Verbindung Chromazurin, 
Auch durch Einwirkung von sekundären Aminen, aliphatischen 
Aminen, ja Ammoniak erhält man derartige Produkte (Amidogall- 
aminblau). Reduktionsmittel führen es in die für Druckzwecke wegen 
ihrer leichten Löslichkeit bevorzugten Reduktionsprodukte über, z. B.: 
COOH 
NH 
EL on 
OH 
welche löslicher sind und sich leicht auf der Faser zum Farbstoff 
oxydieren. Reduktion durch schweflige Säure oder Sulfit führt gleich- 
zeitig zu Sulfosäuren. (Chromocyanine, Indalizarine, Modern- 
violett.) 
Auch synthetisch sind Sulfosäuren aus den Komponenten dargestellt 
worden (Gallocyanin MS). 
Durch Einwirkung von Phenolen (Resorein) auf Gallocyanin werden 
unter Abspaltung der Carboxylgruppe und Eintritt von Phenolresten 
Phenoeyanine gebildet. Bei durch Esterifizierung geschützten Car- 
boxylgruppen treten die Phenolreste in o-Stellung zur Carboxylgruppe. 
Thiazine. 
Die Thiazine können — den Oxazinen entsprechend — als Chinon- 
imine aufgefaßt werden, bei welchen die beiden aromatischen Reste 
durch ein Schwefelatom verkettet sind: 
N 
a ne 0 
| RZ | 
Ar; zul | 
HN 4 —NH, HN=\ 8% —NH, 
Wiederum nennt man Thiazime die Verbindungen mit Amino- 
gruppen, Thiazone solche mit Oxygruppen. Wenn auch die Thiazine 
sich vom Thiodiphenylamin ableiten, 
ch 
Mare 
welches man durch Einwirkung von Schwefel auf Anilin erhalten kann, 
so erfolgt ihre Darstellung aus p-Chinonimen bei gleichzeitiger An- 
wesenheit von schwefelwasserstoff- oder thiosulfathaltigen Lösungen. 
Für ihre Konstitution sind ähnliche Vorstellungen maßgebend wie bei 
den Oxazinen. Auch hier konnte Kehrmann!) feststellen, daß sie 
  
1) Vgl. die zusammenfassende Darstellung: Liebigs Ann. d. Chem. Bd. 414, 
S. 149. 1917.
	        
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