Anilinschwarz. 133
Tonerde tränkt, den Überschuß der Flüssigkeit entfernt und dann in
einer Kammer bei 30—35° oxydiert (Hängeschwarz). Statt des lang-
dauernden Verhängens kann bei höherer Temperatur gedämpft werden
(Dampfschwarz). Sodann wird das Schwarz durch Chromieren im Färbe-
bade entwickelt. Die Verfahren eignen sich für Garn und Stückware.
Ähnlich ist der Anilinschwarzdruck, bei welchem die Oxydationsmischung
verdickt aufgedruckt und als Hänge- oder Dampfschwarz entwickelt
wird. Die so erzeugten Färbungen sind reibecht, ihre Herstellung
schwächt aber die Faser mehr wie das Färbeverfahren und ist teurer
wie das Einbadschwarz. Ein Nachteil aller Färbungen ist, daß sie
leicht ‚„vergrünen“, d.h. einen grünen Schimmer bekommen, wozu
besonders die Oxydationsschwarz-färbungen neigen. Man stellt diesen
Übelstand durch eine Nachbehandlung ab, indem man nochmals unter
Zusatz von Anilinsalz oxydiert. Ein völlig unvergrünliches Schwarz
liefert das p-Amino-diphenylamin [Diphenylschwarzbase I (M)].
Diese Base wird ihres hohen Preises wegen nur für bessere Baum-
wollware viel angewandt.
Chemisch verläuft der ganze Vorgang so, daß die genannten Oxy-
dationsmittel das Anilin zu dem Farbstoff oxydieren, wobei Zusätze
wie Ferrocyankalium, Schwefelkupfer, Vanadiumchlorid usw. als Sauer-
stoffüberträger wirken.
Auch braune Töne sind durch andere Basen erzeugbar, so Paramin
(B) und Fuscamin; ferner sind zu erwähnen Ursol (A) zur Erzeugung
brauner Färbungen auf Pelzen aus p-Phenylendiamin oder p-Amino-
phenol, identisch damit Furreine und wohl Nakobraun.
Es erhellt aus diesen Angaben, daß die Enträtselung der Konstitution
des Anilinschwarz eine sehr schwierige ist. Tatsächlich haben sich eine
oanze Reihe von Forschern!) um diese Aufgabe bemüht. Die bei diesen
Umsetzungen entstehenden Verbindungen auf ihre Identität zu prüfen,
ist allein mit Rücksicht auf das hohe Mol.-Gewicht und die dadurch
bedingte Unlöslichkeit und den amorphen Zustand der Anilinschwarz-
base eine schwierige Aufgabe.
Die Kenntnis der Konstitution des Anilinschwarz ist R. Will-
stätter mit seinen ausgezeichneten Untersuchungen über Chinone zu
danken, auch A. G. Green fällt an der Erforschung ein Verdienst zu.
Willstätters Untersuchung fußt auf einer Beobachtung Caros,
wonach die gemäßigte Oxydation des Anilins in kalter wäßrig-alka-
lischer Lösung zu einem chinoiden Derivat des p-Amino-diphenylamins
führt. Diese gelbe Substanz geht mit Säuren in einen unlöslichen
grünen Farbstoff über: das alte Emeraldin, den Farbstoff, welcher das
gefürchtete Vergrünen des Anilinschwarz zur Ursache hat. Will-
stätter zeigte, daß Caros chinoides Derivat eine Mischung aus:
=
GR SYS
1 |
| ENT BR
NV =NH NY od
Chinonphenyldiimin Chinonphenylmono-imin
1) Vgl. die Zusammenstellung bei Nietzki: Chemie der organ. Farbstoffe
1906,