Full text: Chemie der organischen Farbstoffe

    
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
     
Schwefelfarbstoffe. 
Sehwefelfarbstofife. 
Unter Schwefelfarbstoffen versteht man solche Farbstoffe, welche 
durch Einwirkung von Schwefel oder Schwefelalkali oder beiden Reagen- 
zien, seltener anderen Schwefelverbindungen auf die verschiedensten 
organischen Verbindungen erhalten werden. 
Die so erhaltenen Farbstoffe sind im weiteren Sinne des Wortes 
Küpenfarbstoffe, welche beim Erwärmen mit Schwefelalkali unter 
Reduktion in Lösung gehen und sich auf der Faser durch den Sauer- 
stoff der Luft wieder oxydieren. 
Auch die Betrachtung der sog. Primulinfarbstoffe kann hier 
anhangsweise erfolgen, weil sie der obigen Begriffsbestimmung über 
die Darstellung genügen und wahrscheinlich zu einem Teil der gelben 
Schwefelfarbstoffe in konstitutioneller Beziehung stehen, wenn auch 
ihr Anwendungsgebiet von dem der Schwefelfarbstoffe grundver- 
schieden ist. 
Darstellung. Die Bildung aller Schwefelfarbstoffe erfolgt so, daß 
man organische Substanzen mit Schwefel oder Schwefelnatrium oder 
einem Gemische dieser, also mit Natriumpolysulfiden, auf höhere 'Tem- 
peraturen (100— 250°), mit oder ohne Zusatz von Wasser oder Alkohol, 
erhitzt. Von weiteren Zusätzen kommen Zink- und Mangansalze und 
für grüne Farbstoffe vorzugsweise Kupfersalze in Betracht. Die Ein- 
haltung bestimmter Mengenverhältnisse sowie die Temperatur und die 
Einwirkungsdauer sind für die Erzielung bestimmter Farbtöne von großer 
Bedeutung. Die Schmelze wird nach Beendigung der Farbstoffbildung 
entweder unmittelbar in den Handel gebracht oder in Wasser gegossen 
und der Farbstoff durch Einpressen von Luft oder Fällen mit Salz 
oder Säure ausgefällt. Schwefelfarbstoffe, welche bei ihrer Darstellung 
nur mit Schwefel (fast ausschließlich für gelbe Farbstoffe angewandt) 
verschmolzen wurden, müssen häufig durch Erhitzen mit Schwefel- 
natrium in eine lösliche Form übergeführt werden, ehe sie verwandt 
werden können. Für bestimmte Zwecke, wie Zeugdruck, bei welchem 
ein Schwärzen der Kupferwalzen durch noch vorhandenes Schwefel- 
natrium wie Schwefel zu befürchten steht, sind besondere Reinigungs- 
verfahren nötig. 
Eigenschaften. Die Schwefelfarbstoffe sind amorphe Substanzen, 
welche in Wasser, Säuren und Alkalien unlöslich, jedoch in Schwetel- 
natriumlösung unter Reduktion löslich sind. Ihre Ausfärbung geschieht in 
der Kälte oder Wärme. Sie färben ungebeizte Baumwolle an und können 
daher auch als substantive Farbstoffe bezeichnet werden. Die Wasch- 
echtheit wie auch meist die Lichtechtheit dieser Farbstoffe ist eine gute, 
die Chorechtheit gering. Die Farbtöne gehen einerseits von Gelb bis 
Braun, andererseits von Violett nach Blau, Grün und Schwarz, so 
daß nur rein rote Töne fehlen. 
Geschichtliches. Croissant und Bretonniere waren die ersten, 
welche Schwefelfarbstoffe technisch darstellten (1873), indem sie alle 
möglichen organischen Substanzen, wie Dägespäne und andere Abfall- 
stoffe, mit Schwefel und Schwefelalkali schmolzen und den erhaltenen 
  
 
	        
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