Konstitution. 139
allein in Betracht zu ziehen. Das Vorhandensein dieser Gruppe ohne
starken Chromophor kann jedoch nicht genügen, um die Bildung von
so stark farbigen Verbindungen wie auch ihre Beständigkeit zu erklären.
Es muß daher die Anwesenheit von Schwefel noch in anderer Bindung
im Molekül angenommen werden, während die Wirkung vorhandener
SH-Gruppen (wahrscheinlich gemacht durch die Alkylierbarkeit) sich
auf die Verwandlung in unlösliche Disulfidgruppen — S—8— erstreckt,
wodurch die Reduktion durch Schwefelnatrium und Oxydation durch
den Luftsauerstoff genügend erklärt ist.
Die Gründe, welche nun dafür beizubringen sind, daß den blauen
bis schwarzen Schwefelfarbstoffen gerade die Thiazinstruktur zugrunde
liegt, sind etwa die folgenden:
Die genannten Farbstoffe gehen hervor aus Verbindungen wie z. B.
-Ami henol:
p-Aminopheno NH,
HO-—
OH
|
Wi:
|
NO,
ferner 2-4-Dinitrophenol:
und endlich aus 2-4-Dinitro-4’-oxy-diphenylamin:
Gy
O,N— OH
: NNO,
bzw. den entsprechenden Indo-aminen.
Die Vorstellung liegt nahe, daß sich Nitro- bzw. Amino-phenole
in erster Stufe beim Verschmelzen mit Schwefel zu Diphenylamin-
abkömmlingen kondensieren, so daß diese auch unter den Umständen,
wo sie nicht Ausgangsstoff sind, als Zwischenverbindungen entstehen.
Da nun Amine wie auch Phenole von Schwefel in der o-Stellung
substituiert werden, so ist die Bildung von Thiodiphenylamin-derivaten
(also von Thiazinringen) aus Diphenylaminabkömmlingen bei der
Schwefelung sehr wahrscheinlich:
( DER A
nn
Je nach Art und Dauer des Schmelzvorganges könnten gebildete
Thiazinringe sich zu größeren Molekülen vereinigen, wobei noch die
Einführung der Sulfhydrylgruppen in den Kern diesen Verbindungen
die Schwefelfarbstoffeigenschaften verleihen würde.
Diese Idee ist zuerst von Vidal ausgesprochen worden. Er hat
durch Schwefelung von Verbindungen wie p-Aminophenol und p-Phe-
nylendiamin Stoffe der: Zusammensetzung: