Full text: Künstliche organische Farbstoffe (1. Band)

      
   
  
  
    
   
Schwefelfarbstoffe. 
  
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auf die Verwandlung in unlösliche Disulfidgruppen! —S—S— erstreckt, 
wodurch die Reduktion durch Schwefelnatrium und Oxydation durch 
den Luftsauerstoff genügend erklärt ist. 
Nach dem Ergebnis der Forschung scheint mit einer gewissen Sicher- 
heit die Annahme gerechtfertigt, daß den gelben bis braunen Schwefel- 
farbstoffen Thiazolstruktur, den blauen, schwarzen und grünen Thiazin- 
struktur als Grundprinzip des Molekülaufbaues zukommt. Man kann 
daher die Konstitutionsfrage beider Klassen gesondert betrachten. 
Die blauen, schwarzen und grünen Farbstoffe gehen aus Verbindun- 
gen hervor, wie z. B. p-Aminophenol (I), ferner 2-4-Dinitrophenol (II) 
und endlich aus 2-4-Dinitro-4-oxy-diphenylamin (III) bzw. den entspre- 
chenden Indophenolen. 
(III) 
(D (II) N 
Be NG; N ® 
Ho Ü) O;N. ep le 
No 
NO, 
Die Vorstellung liegt nahe, daß sich Nitro- bzw. Amino-phenole 
in erster Stufe beim Verschmelzen mit Schwefel zu Diphenylamin- 
abkömmlingen kondensieren, so daß diese auch unter den Umständen, 
wo sie nicht Ausgangsstoff sind, als Zwischenverbindungen entstehen 
(Vidal). 
Da nun Amine wie auch Phenole von Schwefel in der o-Stellung 
substituiert werden, so ist die Bildung von Thiodiphenylamin-derivaten 
[also von Thiazinringen (IV)] aus Diphenylaminabkömmlingen bei der 
ne: sehr wahrscheinlich. 
nH (Iv) Je nach Art und Dauer des Schmelzvor ganges könn- 
/N/S ten gebildete Thiazinringe sich zu größeren Molekülen ver- 
er A einigen, wobei noch die Einführung der Sulfhydrylgruppen 
in den Kern diesen Verbindungen die Schwefelfarbstoff- 
Eigenschaften verleihen würde. 
Diese Idee ist zuerst von Vidal? ausgesprochen worden. Er hat 
durch Schwefelung von Verbindungen wie p-Aminophenol und p- 
Mr Stoffe der een (V) erhalten können. 
lm BELLE 
Da solche Verbindungen beim weiteren Schwefeln schwarze Schwefel- 
farbstoffe geben, so folgert er, daß die Bildung von Tetraphen-trithi- 
azinen (VI) eintrete, eine Annahme, die in dieser Form heute nicht 
mehr haltbar ist. Wesentlich bleibt aber, daß er schon Thiazinstruk- 
tur annahm. 
1 Über die Bestimmung dieser Gruppen s. Bernasconi: Helvet. chim. Acta 
15, 287 (1932). — Jones, Reid: J. amer. chem. Soc. 54, 4393. — °? DRP. 
99039 (Vidal) Frdl. 5, 439. 
  
  
  
	        
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