Full text: Künstliche organische Farbstoffe (1. Band)

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Die Messung der Absorption. 9 
vielleicht dereinst die rechnerische Beziehung durch Formeln ähnlich 
wie bei der Molekularrefraktion möglich werden. 
Es wird ferner verständlich, warum gerade die aromatischen Kohlen- 
wasserstoffe (Benzol, Naphthalin, Anthracen und die verwandten hetero- 
eyclischen Verbindungen) als Mutterstoffe für Farbstoffe fast ausschließ- 
lich in Betracht kommen. Sie besitzen dank ihrer Konstitution scharfe 
Absorptionsbanden im Ultraviolett, und der Eintritt weiterer un- 
gesättigter Gruppen bringt sofort Farbe hervor, weil dadurch die Ab- 
sorptionsbanden in erster Linie nicht etwa eine Ausdehnung, sondern 
eine Verschiebung erleiden. 
Über die Wirkung der einzelnen Chromophore wie auch über die Ver- 
suche, statt der chinoiden Formulierung großer Farbstoffklassen ganzen 
Komplexen! ungesättigten Charakter, also Chromophoreigenschaften, zu- 
zuweisen, ferner über die Ursache der sog. Halochromiefärbungen wird 
bei den einzelnen Farbstoffklassen eine Erörterung stattfinden. 
Die Messung der Absorption. Die elektromagnetische Theorie sagt 
aus, daß das Licht aus elektrischen und magnetischen Kraftieldern 
besteht. Beide Kräfte sind zeitlich periodisch und stehen senkrecht 
zur Fortpflanzungsrichtung des Lichtes. Sie sind ferner auch räumlich 
periodisch, d. h. sie wechseln in einem 
festen Zeitpunkt periodisch in ihrer 
Größe. Diese doppelte Periodizität be- 
dingteine Fortpflanzungsgeschwindigkeit 
c=3- 101% cm/sec. Unter Wellenlänge (A) 
(Abb.1) verstehtmandieLängederräum-  apb.1. — —-—- Zu späterer Zeit. = 
lichen Periode, unter Schwingungszeit (7) | 
die Länge der zeitlichen Periode des Lichtes. Die Frequenz (») ist die 
  
Zahl der Schwingungen in der Zeiteinheit » — Zwischen diesen 
Größen besteht die Beziehung 4 = —. 
Die Anzahl der Wellen auf der Strecke 1 cm ist » = e und heißt 
Wellenzahl (A in cm). Diese Bezeichnung ist in der neuzeitlichen Spektro- 
skopie allgemein eingeführt. 
Als Einheit für die Wellenlänge A wird die Ängström-Einheit 
— 10-8 cm (Ä) angewandt. Ist z. B. die Wellenlänge der roten Wasser- 
stofflinie H, = 0,0006563 mm, so ist siein Ängström-Einheiten 6563 Ä, 
in u (tausendstel Millimeter) ausgedrückt 0,6563 u, in mu (million- 
stel Millimeter) 656,3 mu. Mit Rücksicht auf den Gebrauch in physi- 
kalischen Arbeiten schlägt V. Henri vor, statt der A-Werte die Werte 
von 9 - 10-12 in die Kurventafeln einzutragen. 
In den im folgenden gegebenen Beispielen von Absorptionskurven 
ist statt der Abhängigkeit von der Wellenlänge die Abhängigkeit von 
der Wellenzahl oder von der Schwingungszahl benutzt. Hartley, der 
einen Teil der Methoden geschaffen hatte, gebrauchte statt der oben 
1 Georgievics: Chem.-Ztg 44, 41 (1920). — Dilthey: Ber. dtsch. chem. Ges. 
53, 261 (1920). — Kehrmann: Ber. dtsch. chem. Ges. 54, 659 (1921). Hierzu vgl. 
auch R. Wizinger: Organische Farbstoffe, Berlin und Bonn 1933, wo eine Ein- 
teilung auf koordinationstheoretischer Grundlage vorgenommen wird, so daß das 
„ungesättigte Einzelatom‘‘ als Träger der Farbigkeit erscheint. 
 
	        
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