Full text: Künstliche organische Farbstoffe (1. Band)

  
214 Indigoide Farbstoffe. 
Isatins mit Reduktionsmitteln — zuerst Natriumamalgam und dann 
Zinn und Salzsäur zwei Reduktionsprodukte des Isatins, das Di- 
oxindol und das Oxindol, zu erhalten. 
Das phenolartige Verhalten des Oxindols hatte ihn weiter ver- 
anlaßt, es als ein Phenol eines hypothetischen Indols zu betrachten. 
Um diese Muttersubstanz des Indigos aufzufinden, ging er vom Oxindol 
aus, das nur noch ein Sauerstoffatom enthielt. Nach halbjähriger ver- 
geblicher Bemühung, ein passendes Reduktionsmittel aufzufinden, 
wurde er von Stahlschmidt, dem technischen Chemiker der Gewerbe- 
akademie in Berlin, seinem Kollegen, auf den früher nur als Anstrich- 
farbe verwendeten Zinkstaub aufmerksam gemacht, der seit kurzer 
Zeit in der Technik als Reduktionsmittel benutzt wurde. Aber erst die 
Erhitzung von Oxindol mit Zinkstaub auf hohe Temperaturen brachte 
den gewünschten Erfolg — die wertvolle Zinkstaubmethode war damit 
erfunden. Der große Aufwand an Zeit und Arbeit lohnte sich zweifach, 
denn die Methode ist bis auf den heutigen Tag ein wertvolles Mittel für 
die Konstitutionsermittelung geblieben. 
Das so erhaltene Indol wurde von ihm als ein Analogon des Pyrrols er- 
kannt, und anschließend daran die Konstitution des Pyrrols ermittelt (I). 
     
a 0) ‚CH (II) en ch 
| | IN gi z Je 
HC CH \ /CH NO, JcH 
NH NH NH 
Pyrrol Indol 
Die synthetische Darstellung des Indols gelang 1869 durch Erhitzen 
von o-Nitrozimtsäure mit Kali und Eisenfeile (II). 
v. Baeyer fand weiter, daß Oxindol unmittelbar in Indol über- 
gehen kann, wenn man Oxindol mittels Phosphorpentachlorid in Di- 
chlorindol verwandelt und dieses mit Natrium und Amylalkohol redu- 
ziert. Er glaubte, daß, wie Isatin das Anhydrid der Isatinsäure sein 
müsse, die Reduktionsprodukte des Isatins in der gleichen Beziehung 
zu den Reduktionsprodukten der Isatinsäure stehen könnten; diese 
Ansicht hat sich als richtig erwiesen und damit wurden die von Kekule 
zuerst aufgestellten Formeln für Isatinsäure und Isatin (letzteres hatte 
v. Baeyer schon als o-Diketon erkannt und ihm eine der Kekuleschen 
späteren nahezu identische Formel gegeben) bestätigt: 
  
    
    
Gen en: OL —COOH a —-CH(OH) 
>. 
NH, Kl 200 —NH, 
NH 
Isatinsäure Isatin o-Aminomandelsäure Dioxindol 
H,—COOH CH Sr en 
e > er S . Tatsächlich gelang es ihm, Isatin- 
—NB, ‚co säure durch Reduktion in Oxindol zu 
H verwandeln. Es glückte ihm weiter 
o-Aminophenylessigsäure Oxindol ; 
o-Nitrophenylessigsäure, um deren 
Darstellung sich Kekul& vergeblich bemüht hatte, zu erhalten und 
durch Reduktion in Oxindol zu verwandeln, das wieder durch Oxy- 
dation des daraus gewonnenen Amino-oxindols in Isatin überging. 
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.