Full text: Künstliche organische Farbstoffe (1. Band)

  
229 Indigoide Farbstoffe. 
Diese Erfindung wurde von der Badischen Anilin- und Soda- 
fabrik und den Farbwerken Hoechst a. M. gemeinschaftlich er- 
worben. Hier schien es möglich (ausgehend vom Benzol), aus Anilin 
mit Chloressigsäure Phenylglycin zu erhalten und so eine breite Grund- 
lage für die Massenherstellung zu finden. Die bis zum Tode Heumanns 
(1894) mit ihm gemeinsam und später allein von beiden Werken durch- 
geführten Arbeiten lehrten jedoch, daß die Ausbeute bei der Alkali- 
schmelze an Indigo ungenügend war. 
__C00H a Heumann hatte aber gefunden, daß auch 
die o-Carbonsäure des Phenylglyeins (I) beim 
Schmelzen mit Alkali Indigo lieferte. Hier war 
die Ausbeute besser. Die Säure selbst war leicht aus Anthranilsäure 
und Chloressigsäure zu erhalten, aber die Beschaffung von Anthranil- 
säure aus o-Nitrotoluol hätte sich wieder auf Toluol als Ausgangs- 
material gestützt. 
Endlich bot sich in einem von Hoogewerf und van Dorp (1890) 
gefundenen Verfahren ein Weg, der von der Phthalsäure zur Anthranil- 
säure führte und den Hofmannschen Säureamidabbau zum Muster 
nahm. Im Naphthalin selbst war ein unerschöpflicher Rohstoff von 
damals geringem Werte vorhanden, der zum Teil unverbraucht als Ruß 
verbrannt oder gar in den Schwerölen als solches belassen wurde. Die 
Badische Anilin- und Sodafabrik hatte ursprünglich die Über- 
führung von Naphthalin in Phthalsäure durch Oxydation mit Chrom- 
säure! durchgeführt. Billiger war die Verwendung von Schwefeltrioxyd 
unter Zuhilfenahme von Katalysatoren (Quecksilber, gefunden von 
Sapper durch den glücklichen Zufall des Undichtwerdens einer Queck- 
silber enthaltenden Thermometerhülse). Die bei der Oxydation ent- 
stehende schweflige Säure wird im Schwefelsäurekontaktverfahren 
(Knietsch) in Schwefeltrioxyd zurückverwandelt. Es ist anzunehmen, 
daß das letztere Verfahren zugunsten der Oxydation von Naphthalin 
mit Hilfe von Katalysatoren wie Vanadinoxyd? verlassen wurde. 
Die Phthalsäure wird in Phthalimid übergeführt und dieses mit 
Chlor und Natronlauge (unterchlorigsaures Natrium) zu Anthranilsäure 
abgebaut. Anthranilsäure wird mit Chloressigsäure zur Phenylglyein- 
o-carbonsäure kondensiert und diese mit Alkali verschmolzen, wobei 
Indoxylearbonsäure bzw. Indoxyl entsteht, das beim Durchleiten von 
Luft in Indigo übergeht: 
> — COOH | —CO0H 
| — \ u na > ; Re 
—CO0H co NH, 
_NH--CH,—CO0H 
SV 
Naphthalin Phthalsäure Phthalimid Anthranilsäure 
— COOH — COOH — CO 
; Ber. IM oder | \ .— Indigo 
. —NH-—-CH,— COOH N yC6-C00H \ CH—COOH 
NH NH 
Phenylglyein-o-carbonsäure Indoxylearbonsäure 
ı Vgl. Heller: Ber. dtsch. chem. Ges. 45, 674 (1912). — * DRP. 379822 
(Wohl) Frdl. 14, 450. Nähere Angaben in Ullmann: Enzyklopädie der tech- 
nischen Chemie. 2. Aufl VIII, 469. 
 
	        
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