Full text: Künstliche organische Farbstoffe (1. Band)

  
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18 Einleitung. 
löslichkeit oder Unlöslichkeit in Wasser ausgezeichnet sind. War diese 
Auffassung richtig, dann mußten alle organischen Verbindungsklassen 
die innere Komplexsalze bilden können, auch beizenziehende Eigen- 
schaften haben, wenn sie auch natürlich keine technisch wertvollen 
Farbstoffe sind. Tatsächlich hat Werner dies an einer Reihe von 
Beispielen bewiesen; beizenziehende Farbstoffe sind daher konstitutio- 
nell dadurch gekennzeichnet, daß sich eine salzbildende und eine zur 
Erzeugung einer koordinativen Bindung mit dem Metallatom befähigte 
Gruppe in solcher Stellung befinden, daß ein inneres Komplexsalz! 
entstehen kann. 
Bei der Beizenfärbung mit tierischen Fasern dürfte es sich also um 
eine Salzbildung zwischen den Komponenten Faser, Beize und Farbstoff 
handeln, wobei der amphotere Charakter der Faser eine Rolle spielen 
könnte. 
Bei der Färbung von pflanzlichen Fasern (einschließlich der Kunst- 
seide, soweit es sich um regenerierte Cellulose, also Kupfer- und Viscose- 
seide handelt) mit substantiven Farbstoffen scheint chemische Bindung 
mit Rücksicht auf die Konstitution der Cellulose unwahrscheinlich. 
Hier dürften vorwiegend Adsorptionsvorgänge wirksam sein. Um eine 
Erklärung dafür zu bieten, warum der an und für sich umkehrbare 
Adsorptionsvorgang trotzdem echte, also gegen äußere Einflüsse wie 
Wäsche usf. widerstandsfähige Färbungen gestattet, ist die Annahme 
gerechtfertigt, daß auf der Faser mit dem Farbstoff Veränderungen 
vor sich gehen. Diese können darin bestehen, daß der Dispersitätsgrad 
der Farbstofflösung im Capillarsystem der Faser verkleinert wird und 
die so entstehenden Koagulate infolge ihrer Größe das Capillarsystem 
nicht mehr verlassen können. Für diese Auffassung spricht die Tat- 
sache, daß viele substantive Farbstoffe kolloide Lösungen bilden und 
daß weiterhin die Salzkonzentration für den Färbevorgang von Be- 
deutung ist. Bekanntlich spielt ja auch in kolloiden Lösungen die 
Elektrolytkonzentration eine entscheidende Rolle für die Beständigkeit 
solcher Lösungen. 
Über die Färbevorgänge mit Schwefel- und Küpenfarbstoffen läßt 
sich wohl die Annahme machen, daß das Reduktionsprodukt an oder 
in der Faser adsorbiert und der auf der Faser durch den Sauerstoff 
der Luft ausgeschiedene wasserunlösliche Farbstoff dort in feinster 
Verteilung haftet. Für die Wollküpenfärbungen dürfte die gleiche An- 
nahme sich rechtfertigen. 
Auch bei den Entwicklungsfarbstoffen, welche im wesentlichen für 
pflanzliche Fasern in Betracht kommen, scheint die Annahme zwingend, 
daß eine Komponente, z. B. bei Naphthol AS-Färbungen die Kupplungs- 
komponente, Substantivität zeigen muß, also auf der Faser haftet, die 
zweite Komponente geht dann mit der ersten chemische Bindung ein. 
Auch hier spielen wohl Adsorptionsvorgänge eine Rolle. 
Was die Beizenfärbung auf Baumwolle betrifft, so dürfte die Beize 
von der Faser adsorbiert werden und dann in der Grenzfläche mit dem 
Farbstoff chemisch reagieren. 
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1 Yygl. auch hierzu die Arbeiten von Pfeiffer: Ber. dtsch. chem. Ges. 44, 
2653 (1911). — Liebigs Ann. 398, 137 (1913). 
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