Full text: Künstliche organische Farbstoffe (1. Band)

  
  
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20 Einleitung. 
von Nahrungsmitteln können sie ebenfalls dienen, vielfach bestehen 
hier gesetzliche Vorschriften!. 
Die Widerstandskraft der mit den Farbstoff erzeugten Färbungen 
gegen Luft, Licht, Wetter, Wind, Wäsche, Walke, Straßenstaub, 
Schweiß, Säure und Alkali usf. bezeichnet man als Echtheit. Man er- 
mittelt die Echtheit nach erfahrungsmäßig festgestellten und den prak- 
tischen Ansprüchen nachgebildeten Methoden?. Häufig läßt sich aus 
der Konstitution des Farbstoffes eine Vorhersage machen, einheitliche 
umfassende Gesichtspunkte haben sich aber bis jetzt noch kaum er- 
arbeiten lassen. 
Von den Farbstoffabriken werden die Farbstoffe nach Echtheits- 
ansprüchen eingeteilt. So unterscheidet man z.B. im Gebiete der 
sauren Farbstoffe für Wolle etwa die Klassen: 
1. lichtechte, leicht egalisierende (d.h. gut und gleichmäßig auf- 
ziehende) Farbstoffe, z. B. Anthralanfarbstoffe (I.G.); 
2. schweißechte, noch gut egalisierende, wasserechte Farbstoffe, die 
eine leichte Wäsche ertragen, z. B. Supraminfarbstoffe (I.G.), Eriosolid- 
farbstoffe (Gy), Xylenechtfarbstoffe (S), Fullacidfarbstoffe (Ciba) ; 
3. Walkfarbstoffe, waschecht und eine Walke aushaltend. Die 
Walkechtheit sinkt mit der steigenden Anzahl saurer salzbildender 
Gruppen im Molekül, sie steigt mit der Molekülgröße des Farbstoffes 
und ist proportional der Schwerlöslichkeit des Farbstoffes, alles bei 
sonst ähnlicher Konstitution des Farbstoffes im Vergleich (z. B. Polar- 
farbstoffe [Gy)). 
Über die Bezeichnung der Küpenfarbstoffe s. unter Anthrachinon- 
Küpenfarbstoffe. 
Verwendung der Farbstoffe für photographische Zwecke. Sensibili- 
satoren und Desensibilisatoren. Die Grundsubstanz der photographi- 
schen Schicht, die Bromsilbergelatine bzw. Kollodium, ist nur für blaue 
und violette Strahlen (solche unterhalb 4800 Ä) empfindlich. Zur Be- 
hebung dieses ältesten Übels der Photographie verwendet man Farb- 
stoffe, sog. Sensibilisatoren®? (H.W. Vogel 1873), mit welchen die 
photographische Schicht getränkt wird. Man unterscheidet Sensibili- 
satoren für grüne, gelbe und orange Strahlen (4800-6200 Ä), die sog. 
orthochromatische Sensibilisierung, und solche für rote und infrarote 
Strahlen (6200—9100 Ä). Panchromatische Sensibilisatoren sind solche, 
die für alle dem Auge sichtbaren Strahlen im Anschluß an die Eigen- 
empfindlichkeit der photographischen Emulsion dienen. 
Mit der Einführung dieser Sensibilisatoren ist die falsche Wieder- 
gabe des Farbtons behoben, die Bedeutung für die neuzeitliche prak- 
tische und wissenschaftliche Photographie (Fliegerphotographie, spektro- 
  
1 Vgl. A. Bömer, A. Juckenack, J. Tillmans: Handbuch für Lebensmittel- 
chemie Bd.1, 8.1040. Berlin: Julius Springer 1933. — *° Verfahren, Normen 
und Typen für die Prüfung von Färbungen auf Baumwolle, Wolle, Seide, Viscose- 
Kunstseide und Acetatseide. Herausgegeben von der Echtheitskommission der 
Fachgruppe für Chemie der Farben- und Textilindustrie des Vereins Deutscher 
Chemiker. 6. Ausgabe 1932. — ? E. v. Angerer: Wissenschaftliche Photographie. 
Leipzig 1931. — J.M. Eder: Ausführliches Handbuch der Photographie III, 3. 
Halle 1932. — Ullmann: Enzyklopädie der technischen Chemie 8, 406 (1931). 
2. Aufl. 
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