38 Azofarbstoffe.
zu einer Untersuchung veranlaßt, bei welcher eine größere Anzahl von
Salzen der Amino-azoverbindungen geprüft wurden. Es haben sich tat-
sächlich auch spektroskopisch Unterschiede herausgestellt, die obige
Annahme rechtfertigen.
In der o-Reihe sind bisher derartige Beobachtungen nicht gemacht
worden.
Kupplung mit Aminophenolen. Es bliebe nun noch der Mischfall
zu erörtern, daß in einem Kern Amino- und Phenolgruppen vorhanden
(0) Ho NH sind. Es hat sich ergeben, daß, je nachdem in
Baer saurer oder alkalischer Lösung gekuppelt wird,
R—N,— a der Azorest sich beim Eintritt in den Kern
HO,Ss— \ 80H nach der Amino- bzw. Oxygruppe richtet. Bei
Aminonaphtholen und deren Sulfosäuren macht
man von dieser Eigenschaft einen ausgedehnten Gebrauch. Man er-
hält so zwei Reihen isomerer, häufig verschiedenfarbiger Azoverbin-
dungen (I), ja man kuppelt oft mit den gleichen oder zwei verschie-
denen Azoresten und erhält so Naphthalin-azofarbstoffe, die gleich-
Ho NH zeitig Amino- und Oxyazoverbindungen sind. Zu be-
a achten ist aber, daß die Kupplung in saurer Lösung,
2 ı also in Richtung auf die Aminogruppe zuerst erfolgen
2 u “m muß und dann die Kupplung in alkalischer Lösung in
Richtung auf die Oxygruppe (II).
Die y-Säure und die 1-Amino-5-naphthol-7-sulfosäure (M-Säure) (III)
vereinigen sich mit einer zweiten Komponente (alkalisch) nicht mehr,
dagegen die J-Säure (IV) wohl. Es sei ferner noch der Fall des 3-Amino-
4-kresols (V) erwähnt, das nur in neutraler Lösung in Gegenwart von
Natriumthiosulfat kuppelt, anderenfalls Diazoniumsalze zersetzt.
(In oH NH, (v) OH
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ZN OS: HO,S— NE, NH,
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OH ÖH CH,
Eigenschaften und Verhalten der Azofarbstoffe. Die Azofarbstoffe
besitzen, je nachdem man Amino- oder Oxyazoverbindungen darstellt,
basische oder sauere Eigenschaften. Meist werden in den Benzol- bzw.
Naphthalinkern Sulfogruppen eingefügt und die Farbstoffe in Form
der leicht wasserlöslichen Natriumsalze verwandt. Durch den Eintritt
der Sulfogruppen wird die Basizität der Aminoazoverbindungen ge-
schwächt, die Acidität der Oxyazoverbindungen verstärkt.
An die Doppelbindung der Azogruppe läßt sich Bisulfit anlagern, z. B.:
GH NEN CH, Unterwirft man eine Azoverbindung der Reduk-
| tion mit Zinn und Salzsäure oder Hydrosulfit, so
H S0,Na erhält man die Hydrazoverbindung. Diese kann sich
im Verlaufe weiterer Reduktion in zwei Amine spalten. Die Umsetzung
ermöglicht die Feststellung! der ‚Komponenten, aus welchen der Azo-
ı A. Brunner: Analyse der Azofarbstoffe. Berlin: Julius Springer 1929.