Full text: Künstliche organische Farbstoffe (1. Band)

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Zur Geschichte der Azofarbstoffe. A 
Anilingelb von Simpson Moule und Nicholson in Hackney-Wick 
in den Handel gebracht. Martius entdeckte 1865 das Phenylenbraun, 
entstanden durch Einwirkung von salpetriger Säure auf m-Phenylen- 
diamin. Ihm folgte das Chrysoidin, 1876 von Witt! entdeckt, und 
dann die Oranges (Poirrier), Tropäolins, Ponceaux, Bordeaux, Echtrots 
u.a.m. Seit 1877 fällt Deutschland der größte Anteil an den Fort- 
schritten zu. Böttiger fand 1884 den ersten direktziehenden Baum- 
wollfarbstoff aus Benzidin und Naphthionsäure, das Kongorot. Diesem 
folgte eine Schar ähnlicher Farbstoffe, welche eine Umwälzung auf dem 
Gebiete der Baumwollfärberei hervorriefen. Anfang der neunziger Jahre 
erschienen die Chromierfarbstoffe auf dem Markt, bald nach dem Welt- 
kriege die Neolan- und Palatinechtfarbstoffe. Kurz vor dem Weltkriege 
wurden die ersten Naphthol-AS-Farbstoffe (Griesheimer Rot) in den 
Handel gebracht. Nach dem Weltkriege ist auch die Aufgabe, Cellulose- 
acetatseide einwandfrei zu färben, gelöst worden. 
Die wissenschaftliche Bezeichnung der gewonnenen Ver- 
bindungen ist äußerst schwierig. Vorschläge in dieser Richtung sind 
u.a. von Bülow und Pauli wie auch von Bucherer gemacht worden, 
aber die aufgezeichnete Formel ist und bleibt immer noch der beste 
Ausdruck, da sich bis jetzt keine der vorgeschlagenen Benennungen 
bewährt hat. 
Die folgende Bezeichnung erscheint zweckmäßig (D — diazotierte 
Base, K = Kupplungskomponente): 
K 
D.K De DR) -K 
z. B. Anilin diazotiert, ge- i 3 Aminoazofarbstoff, wieder 
kuppelt mit Salieylsäure Disazofarbstoff, z. B. Benzidin diazotiert und gekuppelt 
tetrazotiert und mit zwei verschie- 
denen Komponenten gekuppelt 
Man teilt die Azofarbstoffe in Monoazo-, Disazo- und Polyazofarb- 
stoffe ein. 
Die Disazofarbstoffe lassen sich gliedern in 
1. Disazofarbstoffe, erhalten durch aufeinander folgendes Kuppeln 
zweier gleicher oder zweier verschiedener Diazoverbindungen mit einer 
Komponente, welche fähig ist, zwei Azoreste aufzunehmen (primäre 
Disazofarbstoffe): 
HO NH, . HO NH, 
A 2 \ | N—=N-—C;H,—NO,(p-) 
os KL sont OLE zog | som 
H-Säure 
HO NH, 
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GEN-N > Hs; | el .(P-) | >) 
HO,Ss—\ /\ ,—80;H D’ 
Naphtholblauschwarz 
alkalisch gekuppelt 
1 Vgl. hierzu das Lebensbild Witts von Nölting: Ber. dtsch. chem Ges. 
49, 1763£f. (1916), worin der Anteil Roussins an der Entdeckung der Azofarb- 
stoffe besprochen ist. Auch Bernthsen: Lebensbild von Caro, Ber. dtsch. chem. 
Ges. 45, 1987 (1912). 
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