Full text: Natürliche organische Farbstoffe (2. Band)

  
  
116 Heterocyclische Verbindungen. 
Tetraoxyflavone und Tetraoxyflavanone. 
Scutellarein! (T), C,;H}0s, 5-6-7-4'-Tetraoxyflavon, gelbe Nadeln 
vom Smp. 330—350° kommt in dem Glucosid Scutellarin (nicht zu ver- 
wechseln mit Scutellarin = Wogonin) C,,H}s012 (gelbe Nadeln bei 312° 
noch nicht geschmolzen) in Scutellariaarten an Glucuronsäure gebunden 
vor, ferner in Galeopsis Tetrahit und Teucrium Chamaedrys. Die Auf- 
spaltung liefert Phlorogluein, p-Oxyacetophenon und p-Oxybenzoesäure. 
Die Synthese gelingt aus 2-4-Dioxy-3-6-dimethoxyacetophenon und 
Anissäuremethylester?. Die obige Synthese ist nicht eindeutig, die Ent- 
scheidung ließ sich herbeiführen, indem die Kondensation? des Amides 
der Anisoylbrenztraubensäure H,C0—0,H,-C0—CH,—C0—COOH mit 
Antiarol zum Flavyliumsalz durchgeführt wurde (II). 
Das Flavyliumsalz wurde in das Amin verwandelt, welches sich in 
den Tetramethyläther des Flavon überführen ließ, der mit Scutellarein- 
tetramethyläther identisch war. 
Zur Gewinung geht man von Scutellaria altissima oder indica aus 
und extrahiert mit Wasser. 
HO oO H,CO CONH, HO 0 
| | Ke 
HO_ INN 00 N AN OH 
HO—\ IL >—OH | 4X >008, HO—\ ES S- OR 
Ö Ö Ö 
(I) | (II) (III) 
Ac 
Luteolin® (III) (Digitoflavon), C,;H10,, 5-7-3'-4-Tetraoxyflavon, 
gelbe Nadeln vom Smp. 329—330°, ist der im Wau (Reseda luteola) ent- 
haltene früher stark angewandte Farbstoff. Ein Glucosid Galuteolin 
C,,H500,1, gelbe Nadeln vom Zersetzungspunkt 280°, kommt in den Samen 
von Galega officinalis vor. Luteolin findet sich auch im Färbeginster und 
in den Digitalisblättern. Die Spaltung liefert Phlorogluein, 3-4-Dioxy- 
acetophenon und Protocatechusäure. Die Synthese? ist aus Veratrum- 
säureäthylester (3-4- Dimethoxy - benzol-1- carbonsäureäthylester) und 
Phloracetophenon-trimethyläther gelungen. 
Die Resedaart wurde früher kultiviert, die gut ein Jahr alte Pflanze 
ausgerupft und getrocknet. Der Farbstoff war ein wichtiger gelber 
Farbstoff, er wurde schon zur Zeit von Julius Cäsar zum Färben benutzt 
und färbt orangegelb, wird aber heute nur 
  
  
HO O0 . ns . en 
ij . noch in der Seidenfärberei mit Tonerde- oder 
Er N 0 Zinnbeize angewandt. Man gewinnt ihn aus 
| m ur . . 
| er dem käuflichen Wauextrakt. 
HO—\ 1X 7008, ö en Wauextrak 
Ö Diosmetin (IV)® (früher Hyssopin), 
EN: 1 e < : 
Re CsH10,, 5-7-3'-Trioxy -4’-methoxyflavon, 
gelbe Nadeln vom Smp. 253— 255°, kommt als Glucosid Diosmin, C„Huds; 
1 Wessely, Moser: Monatsh. Chem. 56, 97 (1930). — ?° Bargellini: Gazz. 
chim. 451, 69 (1915); 49 II, 47 (1919). — ?® Robinson, Schwarzenbach: J. 
chem. Soc. Lond. 1930, 822. — * Literatur: Schultz: Farbstofftabellen, 7. Aufl., 
I, 8. 631, Nr 1371. — 5 v. Kostanecki, RöZycki, Tambor: Ber. dtsch. chem. 
Ges. 33, 3410 (1900). — ® Oesterle, Wander: Helvet. chim. Acta 8, 519 (1925). — 
Shriner, Kleiderer: J. amer. chem. Soc. 51, 1267 (1929). — Shinoda, Ueyeda, 
Sato: J. pharmac. Soc. Jap. 50, 65 (1930).
	        
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