Full text: Natürliche organische Farbstoffe (2. Band)

  
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128 Heterocyclische Verbindungen. 
Auch könnte die Formel eines Chalkonderivates in Betracht kommen (I): 
m (D 
( YC0--CH(0H)—CH(0H)—< OH 
HO—\ OH 
Dem steht entgegen, daß die Formeln 6 Hydroxylgruppen aufweisen, 
während Vitexin nur 5 Acetylgruppen aufnimmt. A. G. Perkin hat 
oH Barger deshalb brieflich eine For- 
mel vorgeschlagen, welche einen 
| 
ER D reduzierten Phloroglucinkern ent- 
Ha C CH—OH hält (II). Homovitexin besitzt die 
A | | i Zusammensetzung C,;H}],0, oder 
Ho 2 CH< _ _)-0H  C,sH1s0, und bildet gelbe Nadeln 
NeH? No- vom Smp. 245—246°. Es enthält 
keine Methoxylgruppe, liefert bei 
der Kalischmelze Phlorogluein und p-Oxybenzoesäure und ist vielleicht 
mit Saponaretin identisch. 
Vitexin wie Homovitexin färben auf gebeizter Wolle wie Baumwolle 
ein reines aber schwaches Gelb ähnlich wie Apigenin. Zur Darstellung 
wird das gemahlene Holz mit der zehnfachen Menge Wasser 8 Stunden 
ausgekocht und der Auszug eingedampft. Der Rückstand wird mit 
Alkohol erwärmt, vom ungelösten filtriert und wiederum abgedampft. 
In dem so erhaltenen orangefarbenen Harze befinden sich die Farbstoffe 
noch als Glucoside, die man durch Hydrolyse mit verdünnter Salzsäure 
bei Zimmertemperatur spaltet. Die dabei ausgeschiedene halbfeste Masse 
wird mit kochendem Alkohol behandelt, wodurch ein gelbesK rystallpulver 
entsteht, das mit Alkohol gewaschen wird, bis dieser farblos abläuft. 
Die Laugen enthalten das Homovitexin, welches durch Umkrystallisieren 
aus Alkohol gereinigt wird. Das gelbe Krystallpulver wird durch Über- 
führung in das Acetylderivat und Zersetzen des letzteren weiter gereinigt, 
es stellt das Vitexin dar. 
Scoparin!. Der Farbstoff ist im Besenginster Spartium Scoparium 
neben Spartein enthalten. Für Scoparin war von Goldschmiedt die 
Formel 0,,H3,0,, vorgeschlagen, nach neueren Untersuchungen ? stimmen 
die Analysen methylierter Verbindungen besser auf die Grundformel 
CaH30,]. Der Farbstoff bildet gelbe Nadeln vom Smp. 202—219° (je 
nach dem Erhitzen), löst sich in Alkalien mit gelber Farbe und gibt ein 
Hexaacetylderivat vom Smp. 255— 256°, ebenso ein Hexabenzoylderivat 
vom Smp. 158—160° und enthält eine Methoxygruppe; das entmethylierte 
Produkt wurde Scoparein (Norscoparin) genannt. Mit Hilfe von Diazo- 
methan nimmt Scoparin zuerst drei, dann eine weitere also im ganzen vier, 
mit Methyljodid und Silberoxyd 8 Methylgruppen auf. Beim Kochen 
mit Alkali liefert Scoparin Vanillinsäure, Protocatechussäure, Phloro- 
gluein und eine Verbindung C,H,,O, vom Smp. 115°, die eine Methoxy- 
gruppe enthält und als 3-Methoxy-4-oxy-1l-acetylbenzol anzusprechen ist. 
! Stenhouse: Liebigs Ann. 78, 15 (1851); dort die Formel C,H3 0,0. — 
Hlasiwetz: Liebigs Ann. 138, 190 (1866). — Goldschmiedt, v. Hemmelm ayr: 
Monatsh. Chem. 14, 202 (1893); 15, 316 (1894). — A.G. Perkin: Proc. chem. 
Soc. Lond. 15, 123 (1899); J. chem. Soc. Lond. 73, 1030, Anm. (1898); 77, 
423 (1900). — ? Herzig, Tiring: Monatsh. Chem. 39, 253 (1918). 
 
	        
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