Full text: Natürliche organische Farbstoffe (2. Band)

  
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140 Heterocyclische Verbindungen. 
In der Pflanze findet man die Anthocyane oft in einer roten und 
violetten oder blauen Form vor. Dies läßt sich so erklären, daß die rote 
Form das Oxoniumsalz darstellen würde. Beim Übergang i in die Alkali- 
verbindungen könnte man als Zwischenverbindungen innere Oxonium- 
salze annehmen, die sich aus einer Oxoniumbase bilden: 
  
  
ey OH an 
Ho N en. ia | Di 
x Ö OH N / 2N?S_OH Ye es OH 
oder Ho Bi a S—0OH > 0 | Be —- 04 
. IIN/ ar N N EN 4 ELLE: 
HOH OH Ö 0) Dere: 
RS | | 
NY 2 on OH 
l Ve 
HO— /\/-—<_NS-HO 
Pseudobase Base inneres Oxoniumsalz 
Da die meisten Anthocyane und Anthocyanidine in sehr schwach 
saurer, neutraler und besonders leicht in alkalischer Lösung in eine farb- 
lose Modifikation übergehen, so nimmt man an, daß eine Pseudobase 
vorliegt, welche der Carbinolbase der Triphenylmethanfarbstoffe ent- 
spricht. Mineralsäuren regenerieren die Oxoniumsalze. Die Reduktion 
von Cyanidin mit Zinkstaub in Pyridinlösung führt weiter zu einem 
OH Leukoprodukt!, dem Kuhn die Formel (T) 
e. N OH zuerteilt. Bei Luftzutritt wird Cyanidin 
| N z u zurückgebildet. Damit ist die Analogie 
BO, A AIXı ZrOH zwischen Triphenylmethanfarbstoffen und 
EI. ‚yanidin vervollständigt. Das Leukopro- 
(I) dukt steht der Hydrierungsstufe nach 
zwischen Cyanidin und Catechin. Der Zusatz von Alkali zu dem Oxonium- 
salz a meist Farbumschlag nach Blau ein. Da nun nachgewiesen ist, 
daß nur solche F lavyliumverbindungen blaue oder violette Alkalisalze ? 
geben, welche in 4’-Stellung eine freie Hydroxylgruppe besitzen, so kommt 
für die Alkaliverbindung statt der Oxoniumformel (II) auch die Kon- 
stitution (III) in Betracht: 
  
  
OH OH 
Y 'E OH +K f Y S-OB & +K 
ES vl 2 { 
.. GIRO HO— en. 20 kusgr 
| (II) (III) 
Tatsächlich findet sich auch in blauen Blüten mehr Asche als in 
roten, was wiederum für die Wahrscheinlichkeit spricht, daß es sich bei 
den euer Blüten um Alkalisalze?® handelt. Für ein reines Blau sind 
z Kuhn, Winterstein: Ber. dtsch. chem. Ges. 65, 1742 (1932). — ? Buck, 
Heilbronn: J. chem. Soc. As 121, 1198 (1922). — Dicekinson, Heilbronn: 
J. chem. Soc. Lond. 1927, 15. — Gatewood, ne J. chem. Soc. Lond. 
1926, 1959. — Karrer, er: Helvet. chim. Acta 10, 74 (1922). —® Karrer, 
Widmer, Helfenstein, Hürliman, Nievergelt, Möhnsernt Hose: Helvet. 
chim. Acta 10, 742 (1927).
	        
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