Anthocyane. 141
mindestens 4 Hydroxylgruppen! notwendig, die sich wie bei Pelargonidin
auf das Molekül verteilen müssen. Welche Bedeutung die Stellung und
Zahl der Hydroxylgruppen hat, geht aus dem Vergleich der beiden
Anthocyanidine Galanginidinchlorid (I) und Morinidinchlorid (II)? hervor:
OH OH
NG yo /Y\ om 0H
© a De
mo 7% N = MN en OR
Ö Ö
| |
| cl cl
-OH m (1)
Morinidin ähnelt in den Farberscheinungen vielmehr dem sauerstoff-
ärmeren Pelargonidin als dem isomeren Cyanidin. Der Eintritt einer
Hydroxylgruppe in die Metastellung zur Hydroxylgruppe des Pelargoni-
din hat also viel geringeren Einfluß als die Substitution durch die zweite
Hydroxylgruppe in Orthostellung. Das sauerstoffärmere Galanginidin
ist nicht mehr rot, sondern in wässerig-saurer Lösung scharlachgelb. Die
Farbe der Anthocyane wird also von der Substitution des Phenylrestes
durch mindestens eine Hydroxylgruppe stark beeinflußt. Wesentlich
unterscheidet sich das Galanginidin von den anderen Anthocyanidinen
durch das Fehlen des blauen oder violetten Alkalisalzes. Dies spricht
wiederum für die oben vertretene Konstitution (LI) der blauen Alkalisalze.
Über die Anzahl und Stellung der Zuckerreste liegen jetzt ausgedehnte
Untersuchungen? vor. Danach dürfte der Grundtyp ein 3-Monosid sein,
die 5-Stellung ist erst in zweiter Linie besetzt, wie aus der Tatsache
hervorgeht, daß bisher 5-Monoside in der Natur nicht angetroffen worden
sind. Dagege n sind Bioside angetroffen worden. Die Entscheidung läßt
sich durch Feststellung des Verteilungskoeffizienten zwischen Amyl-
alkohol und verdünnter Salzsäure*, und auch mit Hilfe von Farbre: ak-
tionen treffen. Natürlich werden diese Untersuchungen durch die Mög-
lichkeit der Synthese von Glucosiden® unterstützt; so hat z. B. die
Darstellung eines Cyanidin-3-7-diglucosides (MacDowell und Robin-
son®) gezeigt, daß es sich durch Reaktionen von Cyanidin-3-5-diglucosid
nicht lei sicht unterscheiden läßt, so daß unter den bisher als 3-5-Dimono-
siden aufgefaßten Anthocyanen sich möglicherweise 3-7-Dimonoside
befinden könnten. Als Zucker kommen G lucose, Rhamnose und Galak-
tose in Betracht, doch scheinen auch andere, insbesondere Pentosen
vorzukommen.
Anthocyane und Anthoxanthine kommen nebeneinander in den
Panda a, doch hat man bisher nur im braunen Goldlack, in der
i Pı tt, Robinson: J. chem. Soc. Lond. 125, 188 (1924). — ? Will-
stätter, Schmidt: Ber. dtsch. chem. Ges. 57, 1945 (1924). — ? G.M. Br
son, R.Robinson: Nature (Lond.) 128, 413 (1931); Biochemie. J. 25, 1687
(1931); 26, 1647 (1932). — * Willstätter, Zollinger: Liebigs Ann. 412, 209
(1916). — 5 Vgl. z. B. Robinson, Leön: An. Soc. espan. Fisica Quim. 30, 31
(1932). — Leön, Robertson, Robinson, Seshadri: J. chem. Soc. Lond. 1931,
2672. — Karrer, de Meuron: Helvet. chim. Acta 15, 507, 1212 (1932). —
Robinson, Todd: J. chem. Soc. Lond. 1932, 2293, 2299, 2488. — ° G.M.Ro-
binson, R. Robinson: Biochemie. J. 26, 1647 (1932).