Full text: Natürliche organische Farbstoffe (2. Band)

   
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Farbstoffe aus Holz und Rinden. 167 
ammoniumsalz ist erhältlich, ebenso ein Kalium-, Barium- und Bleisalz. 
Mit verdünnter Schwefelsäure läßt sich Locaonsäure hydrolysieren und 
zerfällt dabei in Locansäure (das Locaetin von Cloez und Guignet) 
C3;H360;; (Kayser, Rüdiger) und einen Zucker, den Kayser Locaose 
nannte und welchen Rüdiger als Rhamnose erkannte. Danach ergibt 
sich nach Rüdiger die Zer rsetzungsgleichung: 
C, „H,O 25 +H,0 Bi C34H30;, +0G,H 0; 
wodurch seine Locaonformel an Wahrscheinlichkeit gegenüber der von 
Kayser gewinnt. 
Locansäure ist ein violettschwarzes Pulver, das in verdünnten Alkalien 
mit violettblauer Farbe löslich ist und von dem verschiedene Salze 
hergestellt wurden. Die Säure enthält eine Methoxygruppe. Behandelt 
man Locansäure in der Hitze mit 50%iger Kalilauge, so entsteht Delocan- 
säure von der Zusammensetzung C,,H,0, (Kayser) bzw. C,H,0, (Rü- 
diger) und daneben Phlorogluein. Delocansäure ist ein schwarzes Pülcen 
sie enthält ebenfalls eine Methoxygruppe, aber keine freie Hydroxyl- 
gruppe. Mit verdünnter Salpetersäure liefert Locansäure Nitrophloro- 
glucin, Delocansäure, eine Verbindung C,H.-O,N, orangegelbe Nadeln 
vom Smp. 129°, in der vielleicht 6-Nitro-3-methoxybenzol-1-carbonsäure 
vorliegt. Rüdiger hält die Locansäure für ein Derivat des Flavon. 
Andererseits haben Bridel und Charaux! später ein unbeständiges 
Glucosid C;,H3,0,;, farblose Nadeln, aus der Stammrinde des Kreuzdorn 
Rhamnus cathartica sowie aus anderen Rhamnusarten, isoliert, das sie 
Rhamnicosid nennen und für die Stammsubstanz des Chinesisch Grün 
halten. Es zerfällt in Primverose und Rhamnicogenol C,,;H,0, ein leder- 
gelbes Pulver vom Smp. 177°, das ein Pentaoxymethyl-anthranol sein 
soll. Zu der Gewi innung des Farbstoffes wird nach Cloez und Guignet 
die Rinde der Zweige und der Wurzeln mit heißem Wasser ausgezogen 
und der Auszug mit Pottasche oder Kalkmilch versetzt. Diese Mischung 
wird zum Färben großer Baumwollstücke verwandt, auf welchen der 
Farbstoff durch 10—20malige Wiederholung des Färbevorganges ange- 
reichert wird. Die Gewebe werden sodann mit kaltem Wasser unter 
Auspressen und Reiben gewaschen, der abgelöste Farbstoff gesammelt, 
auf Papier gestrichen und getrocknet. Die so erhaltenen dünnen Blätt- 
chen von blauer Farbe und violettem und grünem Schimmer enthalten 
bis zu 50% Asche. Zur weiteren Reinigung wird Locao wiederholt mit 
kohlensaurem Ammoniumcarbonat ausgezogen und die Auszüge mit 
Alkohol gefällt. Der so erhaltene blaue Niederschlag wird mehrfach 
in Wasser gelöst und mit Alkohol gefällt. Endlich kann man eine so her- 
gestellte Lösung (Rüdiger) vorsichtig unter Zusatz von Ammoniak bis 
zur Bildung einer Krystallhaut eindampfen, wobei man bronzeglänzende 
Krystalle erhält. 
Die Chinesen benutzen Locao zum Färben von Baumwolle und Seide 
und erzielen damit ein schönes blaustichiges Grün? von großer Licht- 
echtheit. Der Farbstoff zieht auf Baumwolle in schwach alkalischem 
! Bridel, Charaux: C.r. Acad. Sci. Paris 180, 857, 1047, 1219 (1925); Ann. 
Chim. (10) 4, 79 (1925), dort interessante geschichtliche Einzelheiten; Bull. Soc. 
Chim. biol. Paris 7, 822 (1925). — ? Nähere Angaben bei Rupe: Naturfarbstoffe, 
1.2281: 
     
  
  
   
     
  
  
   
   
    
  
   
   
   
    
   
  
   
    
  
  
  
     
  
    
     
  
  
  
  
      
  
       
   
  
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