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Da die Fasern in der unteren Hälfte des Querschnittes sogar verkürzt sind,
so muß in der Mitte desselben eine wagerechte Faserschicht vorhanden sein,
welche auf der Grenze zwischen verlängerten und verkürzten Fasern liegt,
und welche also ihre ursprüngliche Länge beibehalten hat. Diese mittlere
Faserschieht (O—0O) nennt man die neu-
trale Faserschiecht, und sie ist bei
der Biegung ganz spannungslos. Diese .
sehr dünne Faserschicht nennt man auch die
neutrale Achse des Querschnittes.
Diese Achse ist zugleich eine Schwer-
punktsachse für den Querschnitt, denn
die Summe der Zugspannungen auf der
oberen Hälfte des Querschnittes ist gleich
der Summe der Druckspannungen auf der
unteren Hälfte und die statischen Momente
der ziehenden und drückenden Spannungs-
kräfte sind also für diese Achse zusammen
— 0. Die Gleichheit der Summen der Zugspannungen %cs, und der Druck-
spannungen Zo geht aus der Gleichgewichtsbedingung, daß die Summe aller
Horizontalkräfte = 0 sein muß, hervor.
Die Mittelachse des Stabes (A—A) geht bei der Biegung in die sog.
elastische Linie über. Dies ist also die Linie, in welcher ein mittlerer
senkrechter Längsschnitt (V— V) die neutrale Faserschicht schneidet. (Siehe
Fig. 72.)
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Bei der Berechnung nimmt man an, daß alle betrachteten Querschnitte
nach der Durchbiegung miteinander einen kleinen Winkel (a) bilden, und
weiter, daß alle Querschnitte nach der Durchbiegung auch eben bleiben.
Nach diesen Annahmen wächst die Verlängerung der Längsfasern direkt
im Verhältnis zu ihrem Abstande von der neutralen Schicht.
Wenn b-b die ursprüngliche Lage eines Querschnittes und a-a die neue
Lage desselben nach der Durchbiegung bedeutet (Fig. 74), so ist mit den
Bezeichnungen der Figur