Full text: Motorzugförderung auf Schienen

  
  
74 Die Eigenschaften der Verbrennungsmotoren. 
Abhängigkeit der Leistung von Mitteldruck und Drehzahl [(5/V) und (6/V)] 
vor Augen hält, ersieht man daraus zweierlei: 
1. daß die Leistung, besonders mit offener Drossel oder voller Füllung, 
praktisch verhältnisgleich mit der Drehzahl ansteigt und 
2. daß eine gewisse Mindestdrehzahl, meist unterste Leerlaufdrehzahl 
genannt, nicht unterschritten werden kann, da sonst einerseits Zündungs- 
schwierigkeiten bei zu kalten Zylinderwänden auftreten und anderseits 
das aus Arbeits- und Hilfstakten zusammengesetzte Arbeitsspiel eine in 
Bewegung befindliche Schwungmasse benötigt, durch die erst eine an- 
nähernde Gleichförmigkeit des Laufes erzielt wird, wozu noch kommt, 
3. daß ein Verbrennungsmotor, wie oben schon erwähnt, nicht unter 
Last anfahren kann, sondern vielmehr für das Anlassen selbst eine fremde 
Kraftquelle benötigt. 
Wenn man damit die Aufgaben der Zugförderung im allgemeinen und 
jene der Eisenbahnzugförderung im besonderen vergleicht, die eine mög- 
lichst gleichmäßige Ausnutzung der eingebauten Leistung bei den ver- 
schiedenen Fahrgeschwindigkeiten und natürlich ein Anfahren unter Last 
fordern, ergibt sich klar und deutlich, daß die Verbrennungsmotoren in 
ihrer derzeitigen Durchbildung ein für die Zugförderung wenig geeignetes 
Verhalten aufweisen, das zur Zwischenschaltung einer Kraftübertragung 
hauptsächlich als Drehmomentwandlung zwingt. Die Übertragung muß 
sich den erwähnten Forderungen der Zugförderung, für welche manchmal 
der auch im Ausland verständliche Begriff ‚Traktion‘ verwendet wird, 
möglichst anpassen und gleichzeitig sowohl bei Voll- als auch bei Teil- 
lasten für eine gute Brennstoffwirtschaft sorgen, sie hat also eine Reihe 
von bedeutenden Aufgaben zu erfüllen, so daß es verständlich ist, daß 
um die verschiedenen Arten der Kraftübertragung ein Kampf entbrannte, 
bei dem der wichtigste Teil des Motorfahrzeuges, der Verbrennungsmotor, 
manchmal fast in den Hintergrund trat. Eine gewisse Berechtigung be- 
steht vielleicht darin, daß eine ungeeignete Übertragung ebenso die 
Lebensdauer des Verbrennungsmotors verkürzen, wie eine zweckent- 
sprechende für seine Schonung und dauernde Betriebssicherheit sorgen 
kann. 
Eine sinnfällige Gegenüberstellung des Verhaltens eines Verbrennungs- 
motors bei direkter Verbindung der Kurbelwelle mit der Triebachse und 
der Forderung der Zugförderung nach weitester Leistungsausnutzung 
zeigt Abb. 32, nach welcher die volle Leistung des Motors ohne Kraft- 
übertragung nur bei der Höchstgeschwindigkeit zur Verfügung steht, ab- 
gesehen davon, daß für das Anfahren eine besondere Vorsorge getroffen 
werden müßte, da die Abgabe eines Drehmomentes schon das Arbeiten 
des Motors voraussetzt. 
Welche Eigenschaften muß nun eine Übertragung besitzen, um die 
schon erwähnten Forderungen der Zugförderung zu erfüllen ? 
    
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
    
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