94 F. Salvisberg in Bern.
Bei den Andeutungen über die einzelnen Länder fassen wir be-
sonders Oesterreich in’s Auge, weil es einen bedeutenden Aufschwung
zeigt und das Land der Ausstellung ist.
Oesterreich bringt uns auf dem Boden der Möbeltischlerei, Bau-
tischlerei, der Uhrkasten, der Jalousie’n, der Parquetterie, der Fourniere,
des gespaltenen Holzes, der Schnitzereien, des Anstriches, der Vergoldung,
seinen ganzen Reichthum. Die Entwicklung dieser Zweige steht unter
der gewaltigen Influenz, die durch den immensen Aufschwung der Neu-
bauten der Stadt Wien herbeigeführt wurde. Wir begreifen gar wohl,
dass Oesterreich am ersten sich aufgefordert sah, an der Ausstellung das
Bestmögliche zu bieten; es konnte ihm aber bei seinen Mitteln nicht
schwer fallen, diess zu thun. Bei Anlass der letzten Pariser Weltaus-
stellung wurde man schon auf's Angenehmste überrascht durch die von
seiner Seite erfolgte Vorlage von architektonischen Entwürfen, die an
geistreicher Gomposition Alles hinter sich zurückliess, was bis dahin in
den ersten Städten Europas geleistet wurde. Die Wirklichkeit hat sich
diesen Plänen angeschlossen. Wo früher nur vereinzelt oder in ziemlich
beschränktem Maase die monumentale Baukunst auftrat, eröffnet sich
nun in dem, aus den herben Schicksalsschlägen neu erstandenen Wien,
besonders mit dem Aufbau der Ringstrasse, ein Schauspiel der erhaben-
sten Bauweise in einer beinahe unübersehbaren Ausdehnung. Aber nicht
blos die öffentlichen Bauten traten uns in diesem Sinne entgegen, die
ganze unendliche Pracht und Zahl der neuen Privatbauten nehmen diesen
Charakter an, so dass Palast an Palast sich reiht. Die neuen weiten
Strassen erheben sich in einer Majestät der Form, die unsere grösste
Bewunderung erregt. Die weitaus grösste Mehrzahl der Bauten ist im
Renaissancestyl aufgeführt. Man könnte darnach meinen, dass eine grosse
Monotonie aus den langen Häuserlinien hervorgehe. Das ist nicht der
Fall und zwar darum, weil eine herrliche Fülle des Gedankens, eine so
Alles umfassende Variation der Motive, die äussere Darstellung lebendig
erhält. Diese reiche Abwechslung enthält eine korrekte Unterlage, eine
richtige Gonstruktion. Daneben geht ein ganz besonderer Zug über diese
ungeheuren Häusermassen, es ist der Charakter der Kühnheit, des Ge-
waltigen, der sich über dem grossen Ganzen, wie über dem Detail lagert.
Die berühmtesten europäischen Strassen, wie die Boulevards, die Rue
Rivoli, Sewastopol, Place de la Goncorde in Paris, die Palastreihen der
Lords in London, die Linden in Berlin, vermögen dagegen nicht auf-
zukommen.
Man wolle uns diese Abschweifung von unserm Thema in die
Architektur hinüber zu gut halten, weil in der That in diesem Auf-
schwunge der Baukunst Wiens der Schlüssel liegt für die in der besten
Entwicklung stehende Holzindustrie dieser Hauptstadt. Der Bautischler,
der Möbeltischler, der Kunsttischler für die bedeutende grosse Fabrika-
tion, wie für die kleine elegante Tischlerei, verbunden mit den reichsten
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