Full text: Kurzwaaren-Industrie (Heft 10 = Gruppe 10)

  
  
0 G. Kiefer-Baer in Basel. 
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haben. Gewiss sind alle Besucher einig, dass wir Schweizer auch auf 
dem Gebiete der Industrie und des Handwerkes uns nicht zu über- 
schätzen brauchen, im Gegentheil, auch auf diesem Felde thut Beschei- 
denheit sehr Noth; wir dürften noch mehr wissen und Bedeutenderes 
leisten, wollen wir nicht überflügelt werden. 
In Berücksichtigung unserer kleinen Verhältnisse und der unser 
Land umschliessenden Zollschranken, müssen wir unsere Kräfte äusserst 
anstrengen, um konkurrenzfähig zu bleiben. 
Im Allgemeinen ist der Schweizer ein praktischer Arbeiter, aus- 
dauernd und ziemlich geschult, aber das letztere ist doch ungenügend, 
desshalb richten wir unser Hauptaugenmerk auf die Schulen, auf die 
Erziehung des Volkes. Betrachten wir, welche Anstrengungen hiefür 
überall gemacht werden, und nehmen wir ein Beispiel an unseren Nach- 
baren. den Schwaben. Wie wird dort die Industrie von oben herab 
durch die Gewerbe- und Fortbildungsschulen unterstützt, und welche 
Erfolge haben sie dadurch erzielt! 
Württemberg steht seit 25 Jahren prächtig da; seine Industrie hat 
sich bedeutend vermehrt und wächst von Tag zu Tag. Und woher dieses 
Resultat? Weil die Landesbehörde zur Einsicht gelangt ist, dass eine 
der ersten Pflichten eines Staatshaushaltes gute Schulen sind, um da- 
durch den Wohlstand des Landes zu befördern. 
Ein anderer Faktor, der ebenso wenig zu unterschätzen ist, und 
den man dort richtig angewendet hat, mag folgender sein. Die Regie- 
rung Württemberg’s greift selbständig ein, indem sie ihre’ Industriellen 
mit Rath und That unterstützt. 
Es besteht eine eigene Centralstelle für Handel und Gewerbe, die 
ihrer Aufgabe gewachsen ist, und an deren Spitze glücklicherweise der 
richtige Mann steht, der durch grosse Geschicklichkeit und Ausdauer die 
Industrie seines Landes zu heben versteht. Durch die Initiative des 
Herrn von Steinbeis ist das berühmte Musterlager in Stuttgart entstanden, 
und sicher hat auch dieses zur Hebung der dortigen Industrie und der 
Gewerbe vieles beigetragen. 
Ein Institut ähnlichen Charakters dürfte bei uns ebenfalls wesent- 
liche Dienste leisten. 
Ein weiteres Mittel zur Hebung der Industrie erblicken wir in der 
Anlage eines oder mehrerer Technikum’s. Eine Anstalt dieser Art, für 
den Handwerker, den weniger gebildeten Arbeiter, welcher weder über 
vieles Geld, noch über viele Zeit verfügen kann, würde unseren Gewer- 
ben sehr dienen und auf die Füsse helfen. Die betreffenden Kosten 
dürften in wenigen Jahren durch die erzielten Resultate aufgewogen sein. 
Die Aufstellung einer kleineren Kommission wissenschaftlich ge- 
bildeter Fachmänner, welche sich mit der Frage der Industrie und Ge- 
werbe ausschliesslich beschäftigt, welche den Gang der auswärtigen und 
inländischen Industrie verfolgt und studirt, dürfte sich als zeitgemäss 
   
      
  
   
  
  
  
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
  
  
  
  
  
   
   
  
  
  
  
  
  
   
  
  
   
  
  
  
  
   
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