Die Grundlagen für den Entwurf der Spritzgußform. 143
material vor einem zu schroffen Temperaturwechsel zu schützen, der
beim Hineinspritzen in eine kalte Form auftreten und namentlich bei
hochschmelzenden Legierungen das Entstehen von Formrissen begünsti-
gen würde. Bei Vertikalspritzmaschinen kann man die Form mitunter
durch die Strahlung vom Schmelzbehälter her anwärmen, indem man
sie bei abgestellter Kühlung eine Weile in der Gießstellung stehen läßt.
Sonst muß die Anwärmung meistens, bei Horizontal-Spritzgußmaschinen
immer, mittels eines Handbrenners (einer „Pistole‘‘) durch eine Gas-
flamme erfolgen, mit der die Innenseiten der geöffneten Form bei ab-
gestellter Kühlung bestrichen werden. Ein derartiger Handbrenner soll
zweckmäßig an jeder Gießmaschine vorhanden sein. Manchmal heizt man
die Form durch den Gießvorgang selbst, indem man ohne vorherige An-
wärmung bei abgestellter Kühlung zu spritzen beginnt. Dabei bringen die
ersten Güsse (die natürlich Ausschuß ergeben) durch ihre Erstarrungs-
wärme die Form auf die erforderliche Temperatur; indes ist dieses Ver-
fahren wegen der eben schon erwähnten besonders ungünstigen thermi-
schen Beanspruchung des Formmaterials durchaus unzweckmäßig.
In seltenen Fällen, bei sehr dünnwandigen, sperrigen Stücken, ist
statt einer Kühlung eine ständige Wärmezufuhr erforderlich, um die
Form auf der notwendigen Betriebstemperatur zu erhalten. Für ge-
wöhnlich erfolgt dies in der Weise, daß an der Gießform ein ständig
auf sie einwirkender Gasbrenner befestigt wird.
e) Einige Einzelheiten der Formkonstruktion.
Die Form muß so zusammengesetzt werden, daß jeder einzelne
Teil zum Zwecke der Überholung leicht ausgebaut und ohne Anpaß-
arbeit wieder eingesetzt werden kann. Größere Formen, namentlich
solche in kraftbetätigten Formträgern (vgl. z. B. Abb. 150), müssen so
angeordnet werden, daß jede Formhälfte für sich ohne Auseinanderbau
des Formträgers entfernbar ist.
Die gegenseitige Lage aller Teile, soweit diese nicht einer in dem
anderen geführt sind, muß durch Paßstifte gesichert werden; die Be-
festigungen aller Teile müssen zwar im Betriebe zuverlässig, aber doch
leicht lösbar ausgeführt werden. Verschraubungen sollen grundsätzlich
nicht zu schwach gewählt werden. Sie sollen so angeordnet sein, daß.
die Gewinde nicht an stark erwärmten Stellen liegen, und daß die Köpfe
bzw. Muttern leicht zugänglich sind, jedoch davor geschützt sind, durch
herausspritzendes Metall umgossen zu werden.
Alle aneinander anliegenden Teile sollen grundsätzlich ohne Nach-
hilfe von Justierblechen zusammengepaßt sein, da solche (sonst im
Präzisionsbau nicht seltenen) Behelfe an Spritzgußformen unvermeid-
lich Störungen herbeiführen würden.
Alle beweglichen Teile, Kerne, Schieber und Auswerfer müssen so