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Die Baustoffe der Spritzgußformen. 149
gesamte, rechts von dieser Linie befindliche Formmaterial während des
ganzen Arbeitsspieles keine nennenswerten Temperaturschwankungen
und daher auch keine thermischen Maßänderungen erfährt.
Um nun die Wirkung der Temperaturschwankungen in dem links
von 9I—8—7—10 liegenden Bereich des Formmaterials zu veranschau-
lichen, werde das durch die Punkte 3, 4, 7 und 8 abgegrenzte Teilstück
dieses Bereiches betrachtet. Vor dem Guß ist das Temperaturgefälle im
Formmaterial mäßig (Kurve Z, in Abb. 71b). Während des Gusses und
unmittelbar darauf steigt die Temperatur in einer dünnen Schicht der
Formwand durch die Berührung mit dem flüssigen Metall jäh an, so daß
sich eine Temperaturverteilung nach Art der Kurve £, in Abb. 71b
herausbildet, und zwar ist der Temperaturanstieg Z,, — t,, in der äußer-
sten Formwandschicht um so größer und das Temperaturgefälle im Form-
material um so steiler, je höher die Gießtemperatur der Gußlegierung
ist. Während das Gußmaterial erstarrt, gleichen sich die Temperatur-
gefälle aus; nach dem Auswerfen des Gußstückes kühlt sich das Form-
material wieder ab, bis es — vor Beginn des nächsten Arbeitsspieles —
wieder die durch Kurve {, dargestellte Temperaturverteilung aufweist.
Diese Temperaturschwankungen haben nun, wie leicht ersichtlich,
eine mechanische Wechselbeanspruchung der äußersten Formwand-
schichten zur Folge. Unmittelbar nach dem Guß würde z. B. das Teil-
stück 3—4—7—8 des Formmaterials, wenn es sich unbehindert aus-
dehnen könnte, infolge seiner Temperaturverteilung (Kurve {,) die in
Abb.7lc gestrichelt eingezeichneteGestalt annehmen. Da es jedoch durch
das umgebende Formmaterial an jeder Ausdehnung in Richtung 3-4 oder
4>3 verhindert wird, kann es nur nach vorn (d. h. in der auf 3->4 senk-
rechten Richtung) wachsen. Es nimmt daher die in Abb. 71a und d dar-
gestellte Gestalt 3”—4’—7—8 an. Entsprechendes gilt auch für die
übrigen Formelemente, so daß die ganze Hohlform 1—2—3-—4 56
unmittelbar nach dem Guß die in Abb. 71a schwachlinig eingezeichnete
Gestalt 1’—2’—3’—4’—5’—6’ hat. Dabei treten in den äußersten (der
Hohlform nächsten) Wandungsschichten Druckspannungen auf (in
Abb. 71d durch die beiden Druckpfeile symbolisch angedeutet).
Wenn nun die Gestaltänderung des Formelementes 3—4—7—8 bei
\ler Erwärmung völlig elastisch verlaufen wäre, so würde dieses Form-
element bei der nachfolgenden Abkühlung (nach dem Auswerfen des
Gußkörpers) zwanglos wieder zu seiner ursprünglichen Gestalt 3—4—7—8
zurückschrumpfen und sich hierbei entspannen!. Wenn aber bei der
Gestaltänderung des Teilstückes 3—4—7—8 zu 3’—4'—7—8 die Elasti-
zitätsgrenze in den vorderen Schichten überschritten wird, so würde das
! Bis auf die geringen Spannungen, die auch in diesem Falle noch infolge der
örtlichen Verschiedenheit der Temperaturen t, übrig bleiben würden.