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Allgemeines. 199
„warmer“ und mit „kalter“ Druckkammer das letztere Verfahren als
„Spritzguß mit kalter Druckkammer‘“ bezeichnet.
Die weiteren Ausführungen dieses und des folgenden Kapitels be-
ziehen sich, soweit nicht an einzelnen Stellen ausdrücklich etwas an-
deres gesagt ist, auf Gießmaschinen mit ‚warmer‘ Druckkammer.
ß Die Gestaltung der Druckkammer.
Die Druckkammer N (siehe z.B. Abb. 1) besteht stets aus dem
„Druckbehälter“ (dem Pumpenzylinder bei Kolbenspritzpumpen), in
dem der Arbeitsdruck zum Schusse auf das Gießmetall ausgeübt wird,
und aus einem vom Boden des Druckbehälters ausgehenden Ausfluß-
kanal (Steigkanal 8), der in das Spritzmundstück (M) ausmündet, an
das die Form zum Gusse mit ihrer Eingußmündung abdichtend an-
gepreßt wird. Die gegenseitige Lage dieser Teile und die konstruktive
Gestaltung der Druckkammer ist bei den verschiedenen Maschinen-
typen überaus verschiedenartig; daher können an dieser Stelle nur
einige Hinweise von allgemeiner Geltung gegeben werden.
Bei der weitaus überwiegenden Mehrzahl aller Konstruktionen
befindet sich in dem Ausflußkanal keinerlei Absperrorgan, so daß das
Gieß netall alsbald bei Beginn der Druckeinwirkung in Bewegung
gerät, woraus sich, wie schon früher ausgeführt wurde (8. 53f.), die
Notwendigkeit eines ‚schlagartig‘ einsetzenden oder äußerst rasch auf
seine volle Höhe ansteigenden Gießdruckes ergibt.
Um dies zu umgehsn, wurden Konstruktionen vorgeschlagen und
für Sonderfälle auch ausgeführt, bei denen im Ausflußkanal unmittel-
bar vor der Mundstücköffnung ein Ausströmventil (CO, in Abb. 97,
ö in Abb. 148) angeordnet ist, das zum Schusse geöffnet, während der
übrigen Zeit fest geschlossen wird. Hierdurch wird der rasche Druck-
anstieg entbehrlich, da man beim Arbeitsspiel das Ausströmventil
geschlossen halten kann, bis der Arbeitsdruck in der Druckkammer
seine volle Höhe erreicht hat. Ferner kann bei derartigen Maschinen
der Metallweg vor dem Anschnitt besonders kurz gehalten werden.
Der Nachteil aller dieser Konstruktionen liegt in der geringen Halt-
barkeit der Ausströmventile im Betriebe. Infolge der hohen Strömungs-
geschwindigkeit im Ventilspalt werden Ventile und Ventilsitze auch von
niedrigschmelzenden Legierungen rasch angegriffen, so daß sie sehr häufig
ersetzt werden müssen; von hochschmelzenden (und insbesondere von
Eisen angreifenden) Legierungen werden sie so rasch zerstört, daß ein
regelrecht laufender Betrieb ausgeschlossen ist. Daher kommen derartige
Konstruktionen nur für solche Spezialgieß maschinen in Betracht, die (wie
2. B. Vakuumgieß naschinen nach Abb. 95 oder 147) aus besonderen Grün-
den ohnehin mit Ausströmventilen versehen werden müssen, und deren
Anwendungsbereich auf niedrigschmelzende Legierungen beschränkt ist.