Full text: Handbuch der Spritzgußtechnik der Metallegierungen einschließlich des Warmpreßgußverfahrens

  
8 Betrachtung des Einströmvorganges und der Richtlinien für die Arbeitsweise. 
so daß beide im nachstehenden oftmals stillschweigend gleichgesetzt 
werden. Der während der Dauer 7, der Formauffüllung einwirkende 
Betriebsdruck soll als ‚„Gießdruck‘ bezeichnet und p, genannt, der 
nach Beendigung der Formauffüllung zwecks Nachverdichtung ein- 
wirkende Betriebsdruck soll als „Nachdruck“ bezeichnet und p,„ ge- 
nannt werden. Alle hier eingeführten Drücke (p, p,, P, und p,„) sind 
stets als Überdrücke zu verstehen. 
Der scheinbar einheitliche Vorgang der Druckeinwirkung auf das 
Gießmetall erfüllt, wie aus dem vorher Gesagten hervorgeht, in Wirk- 
lichkeit verschiedene Aufgaben: erstens teilt er dem Metall bei dessen 
Einströmung in die Hohlform die zur Vermeidung übermäßiger Ab- 
kühlungsverluste erforderliche ‚„Einströmgeschwindigkeit“ mit, 
zweitens übermittelt er dem Metall in der Hohlform den zur Anpres- 
sung und Verdichtung benötigten ‚„Fülldruck“ und ‚„Verdich- 
tungsdruck“. Die Unterteilung der Druckeinwirkung in der Form 
in die beiden letztgenannten verschiedenen Funktionen deckt sich aber 
im allgemeinen zeitlich durchaus nicht mit der durch die Begriffe 
„Gießdruck“ und ‚Nachdruck‘ gegebenen Unterteilung der Druck- 
einwirkung in der Druckkammer der Gießmaschine. 
2. Der Flüssigkeitsdruck des Gießmetalles in der Form. 
Der Flüssigkeitsdruck wird dem Metall in der Form auf zwei grund- 
sätzlich verschiedene Arten mitgeteilt: erstens, während der Dauer der 
Einströmung, durch den hydrodynamischen Druck (Strömungsdruck p,), 
zweitens, nach beendigter Formauffüllung, durch den Nachdruck p,„, der 
als statischer Druck durch Mundstück, Einguß und Anschnitt hindurch 
auf die Gußstückmassen einwirkt. 
Denn wie im folgenden Abschnitt näher ausgeführt werden soll, 
setzt sich bei jedem Strömungsvorgang in der Form überall da, wo der 
Metallstrahl gestaut oder scharf umgelenkt wird, ein Teil seiner Strö- 
mungsenergie in Druckenergie um. Der hierdurch erzeugte hydro- 
dynamische Druck wirkt auf alle bereits ruhenden, noch nicht erstarrten, 
mit dem gestauten Metall in Flüssigkeitsverbindung stehenden Metall- 
massen während der ganzen Dauer der Formauffüllung ein. Er kann, 
wenn der Gießdruck und damit die Einströmgeschwindigkeit hoch genug 
gewählt sind, während dieser Zeit als Füll- und Verdichtungsdruck 
fungieren. 
Andererseits kann nach Beendigung der Formauffüllung der Nach- 
druck! so lange auf die noch flüssigen Gußstückmassen als hydrosta- 
tischer Druck einwirken, bis das Metall im Anschnitt so weit erstarrt 
ist, daß es keinen hydrostatischen Druck mehr übertragen kann. 
1 Genügende Einwirkungsdauer des Betriebsdruckes in der Druckkammer 
vorausgesetzt. 
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