Full text: Handbuch der Spritzgußtechnik der Metallegierungen einschließlich des Warmpreßgußverfahrens

  
  
  
  
  
  
  
  
586 Die Spritzgußlegierungen. 
ist das Gefüge von Aluminiumspritzguß normalerweise nicht im Gleich- 
gewichtszustand. Einerseits nimmt, wie die Erstarrungsdiagramme in 
Abb. 188 und 189 zeigen, die Löslichkeit von Cu, sowie die von Si in 
festem Aluminium mit fallender Temperatur stetig ab; durch die Ab- 
schreckung beim Spritzguß wird aber die Entmischung teilweise unter- 
drückt. Anderseits tritt bei den Cu-Al-Legierungen auch Kornseigerung 
auf (vgl. S. 515 Text und Fußnote 1). 
Diese Gefügeanomalien können bei einer nachträglichen Erwärmung 
durch Diffusion teilweise ausgeglichen werden, womit in manchen Fällen 
Änderungen des spezifischen Volumens oder der Festigkeit einhergehen. 
Daher können Aluminium-Spritzgußstücke durch eine einmalige stärkere 
Erhitzung kleine bleibende Veränderungen erfahren!. Über die bei 
manchen Legierungen bestehende Vergütungsmöglichkeit ist auf 3. 519 
und 598 Näheres ausgeführt (siehe auch Zahlentafel 36). 
Die Festigkeitseigenschaften von Aluminiumspritzguß vari- 
ieren, wie Zahlentafel 16 zeigt, je nach der Art der Legierung in weitem 
Bereich. Neben Legierungen von großer Festigkeit und Härte, die starre, 
unnachgiebige Gußstücke ergeben, stehen auch weichere bildsamere 
Legierungen zur Verfügung (9--11 in Zahlentafel 16), aus denen Guß- 
stücke hergestellt werden. können, die nachträgliche Verformungen 
(z. B. Biegen oder Nieten) gestatten müssen. Im übrigen sind die Festig- 
keitseigenschaften jeder einzelnen Legierung mehr oder weniger stark 
vom Eisengehalt abhängig; daher sollte bei Angabe von Festigkeitswerten 
auch stets der Fe-Gehalt, für welchen sie gelten, angegeben werden. 
Ganz allgemein erhalten Al-Legierungen beim Verspritzen höhere 
Festigkeitswerte als beim Vergießen in Kokille oder erst recht in Sand- 
form, und zwar ist das Ausmaß dieser Erhöhung bei den verschiedenen 
Legierungen sehr verschieden (vgl. Zahlentafel 32). Daher kann man aus 
Versuchen an Sandguß oder an Kokillenguß auch relative Schlüsse auf 
die Festigkeitseigenschaften in verspritztem Zustande nur mit Vorsicht 
ziehen. Die Streuung der Festigkeitswerte ist normalerweise nicht gering; 
Anhaltswerte zur Veranschaulichung ihrer Größenordnung sind in 
Zahlentafel 23 (S. 620) gegeben. 
Über das Verhalten von Aluminiumspritzguß gegen Dauer-, Dauer- 
schlag- und Wechselbeanspruchung sind bisher noch keine Versuche 
veröffentlicht. Es liegen bisher nur Versuche dieser Art an Sandgub 
vor?. Das gleiche gilt für die Festigkeit bei erhöhten Temperaturen. 
1 Bei Spritzguß-Probestäben mit 3% Si, 8% Cu, Rest Al von 100 mm Länge 
und 8x10 mm Querschnitt fand der Verfasser nach halbstündigem Tempern 
bei 250° © eine Längenzunahme um rd. 0,02%. 
2 Nekritij u. Bokoff: Die Ermüdung von Al-Sandgußlegierungen bei 
Dauerwechselbeanspruchung. Z. Westnik Inschenjeroff, Moskau H.5 u. 6. 1928. 
Ber. durch Saran in Z. Metallkunde Bd. 22, S. 247. 1930. Ferner sind Dauer-
	        
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