638 Die Spritzgußpraxis.
Werte der in Abb. 225 gezeigten dichten Stäbe sind in Zahlentafel 31
aufgeführt. Ein Vergleich der Zahlenwerte zeigt, daß die mittlere Zug-
festigkeit der undichten Stäbe um rd. 10% unter dem Mittelwert der
dichten Stäbe liegt, während die Einzelwerte der letzteren untereinander
Differenzen bis zu etwa 20% aufweisen, was mit den auch sonst bei Al-
Spritzguß gewöhnlich auftretenden Festigkeitsschwankungen überein-
stimmt. Hieraus erklärt es sich, daß nicht selten sehr undichte Stäbe
dieselbe oder auch eine höhere Festigkeit aufweisen als dichte, wofür die
Stäbe /0 und 35 einerseits und Stab / anderseits ein Beispiel bieten.
Eine Nachrechnung der Hohlraumquerschnitte zeigt, daß die Hohl-
stellen die Widerstandsfähigkeit gegen Zugbeanspruchung nur ent-
sprechend ihrer eigenen Querschnittsgröße verringern, daß
also keine zusätzliche Kerbwirkung eintritt.
Übereinstimmend mit diesen Ergebnissen hat der Verfasser auch bei
Zerreißversuchen an anderen Spritzgußlegierungen gefunden, daß der
Einfluß von Hohlstellen auf die Festigkeit gegenüber der normalen
Festigkeitsschwankung von Spritzguß zurücktritt. Es kann somit an-
genommen werden, daß die Gültigkeit dieser Ergebnisse bei Spritzguß
nicht auf die untersuchten Legierungen beschränkt ist.
Schlagbiegefestigkeit: Untersuchungen über den Einfluß von
Hohlstellen auf die Schlagbiegefestigkeit sind zur Zeit noch nicht ab-
geschlossen. Da bei Spritzguß die Schlagbiegefestigkeit (auch wenn
kein Einfluß von Hohlstellen in Betracht kommt) in weit stärkerem
Maße streut als die Zerreißfestigkeit, bedarf es zur Gewinnung sicherer
Resultate einer sehr großen Zahl von Versuchen. Nach den bisherigen
Ergebnissen scheint es, daß auch im Falle der Schlagbiegefestigkeit
der Einfluß von Hohlstellen von solcher Größe und Gestalt, wie sie
in gut gegossenen Spritzgußstücken vorkommen, hinter der durch die
sonstigen, gießtechnischen Ursachen bewirkten Schwankung der Schlag-
arbeit zurücktritt.
An Zinkspritzguß wurde vom Verfasser gemeinsam mit W. Kunze
eine Untersuchung durchgeführt, die sich über 27 Gußstücke er-
streckte. Hierbei wurde kein systematischer Zusammenhang zwischen
der Größe von Hohlstellen im Bruchquerschnitt und der Höhe der
Schlagarbeit gefunden.
2. Schaumstellen.
Wesentlich anders als die abgegrenzten kleinen Hohlstellen im Guß-
stückinnern, wie sie in gut gegossenen Stücken vorkommen, sind
„schwammige‘ oder „schaumige‘ Stellen zu beurteilen, die infolge von
Gießfehlern auftreten können (vgl. S. 644). Solche Schwammstellen
können die Festigkeit, namentlich die Schlagfestigkeit, sehr stark herab-
setzen; sie können auch der Korrosion in erheblichem Maße Vorschub
leisten.