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und aljo auch keine ſelbſtzwe>lihe und darum ſelbſtvergötternde
„reine“ Kunſt. Wahrlih, was Baco von Verulam den „reinen“
Wiſſenſchaften ſeiner Zeit {hon vor dreihundert Jahren zum Bor:
wurf machte, das läßt fich heutzutage treffend auf die modernen
Künſte anwenden: ſie ſind darum ſo unſicher und ſ{hwankend ge-
worden, weil ſie als ſelbſtändige und beſondere Zweige, wozu
man ſie gemacht hat, niht mehr von der allgemeinen Mutter,
dem natürlichen Entwi>elungsleben ernährt und gehalten werden.
Alle Wiſſenſchaften und Künſte können ſih aber von ihrer Wurzel
lo3geriſſen wohl no< formell ausbilden, niht aber weiter ent-
wideln.*) Und in der That iſt. die Inhaltloſigkeit, die hohle pa-
thetiſhe Formenroutine die Shwäche unſerer gegenwärtigen Kunſt.
Sie führt nicht mehr das Leben, ſie hinkt demſelben na< und es
muß als leidliher Troſt betrahtet werden, wenn ſie niht gar zu
ſpät kommt. Fehlt es dem Handwerke an Erhebung, ſo mangelt
es der Kunſt an Ertiefung. Nur wenn cad dem Muſter der
größten Culturepohen beide Hand in Hand gehen, fann ihnen
auch beiderſeitig geholfen werden. Der O anette bas muß
wieder zum Künſtler, dieſer wieder zum Kunſthandwerker werden,
anders iſt für bie Weiterentwidelung fein Seil. Aber ebenſo
wird, um die anderen Momente nicht zu vergeſſen, der Landbau
zur Induſtrie und dieſe zum Landbau vorſchreiten müſſen uU. \. w
Unſere Zeit leidet nichts Halbes mehr. Getreu dem Vorbild der
wirklichen Natur, welche keine künſtlihen Abtheilungen kennt, be-
wegt ſih auch die wahre menschliche Cultur in der beharrlichen
Richtung auf das Ganze der Dinge.
Bei einer Weltausſtellung, welche Leitſterne für die Zukunft
geben will, wäre: es am Plate geweſen, auf dem Wege einer ent:
ſprechenden Gruppirung Anregungen und Perſpektiven für die zu-
künftige Fortbildung herzuſtellen. Man hat es an einem der
wichtigſten Punkte niht vermocht. Es iſt jchade!
*) Vergl. De dignitate et augmentis scientiarum. Lib. IV. cap. 1.
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