Full text: Die Wiener Weltausstellung 1873

  
  
   
   
   
   
   
     
      
    
      
   
       
    
      
  
     
    
    
  
     
   
    
   
   
   
    
   
  
   
und Modellen zur Vertretung gelangen konnte. Hier wäre nun 
jeder Nation Gelegenheit gegeben worden, ihre ganze Eigenthüm- 
lichkeit, ihr ganzes moraliſches und materielles Gewi iht, das ſie 
für die moderne Culturentwi>lung in die Wagſchale legt, zum 
Ausdrud zu bringen. Ueberall würde man etwas Lebendiges ge- 
habt haben, das ſeinem eingebornen Athemzug gefolgt, feine freie 
Sprache geredet hätte, ſtatt daß man jezt darauf ausgeht nur 
Glieder aber keine Körper zu ſchaffen. Und wie oft muß es noch 
gejagt werden, daß es das Ganze iſ, das uns vor Allem 
noth thut ? 
Es iſt eine häufige Bemerku ing, daß gewiſſe Jdeen, wenn 
ihnen auch ein ganz gefunder Kern innewohnt, der Mangelhaf- 
tigkeit ihrer erſten Einführung erliegen. Der vorſtehende Plan 
it nämlich im Anfang bei der ui ner Weltausftellung in Vor: 
Ihlag gemwejen. Der befannte A Berfzeuge und Kafjenfabrifant 
Baron Wertheim, deſſen erſtem Antrage im Niedexöſterreichi- 
hen Gewerbeverein im Jahre 1869 die unmittelbare Anregung 
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zur Weltausftellung zu danken iſt / hatte demſelben dieſes Projekt 
zu Grunde gelegt. Aber die Motivirung lautete nicht aus cultur- 
geichichtlichen fondern aus öconomischen Gründen, und das reichte 
hin ihm den Hals zu brechen. Die Wiener find eigenthünliche 
Leute. Lumpen laſſen wollten fie ſih niht. Lieber wollte man 
gar nichts als, wie man fich einvedete, etwas Schofles herſtellen. 
Und jo wurde der Beſchluß gefaßt bei dem k. k. Handelsminiſte- 
rium nur eine ſolche Weltausſtellung zu befürworten, wie ſie vor- 
her London und Paris gehabt hatten und wie fie allein Oeſter- 
reihs und Wiens „würdig ſei.“ So ging über einem falſchen 
Großſtreben ein wirkli großartiger Plan in die Brüche und wir 
können auch hier das Wort wiederholen: es iſt ſhade darum! 
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