Siebentes Kapitel. Die freie Reichsſtadt Schweinfurt. 87
vierte Mädchen, Dorothea Althäufer einzuziehen, betreffs der Inquifitin
zu vernehmen und zu confrontiren. Dem dritten Mädchen , Margaretha
GSleihmann, im Beifein des Pfarrers ernftlih und beweglich zuzureden,
welches bisher Alles in Abrede geſtellt hatte, damit fie Gott die Ehre
gebe und Alles frei heraus ſage. Eva Urſula, von Steinau’s Töhter-
lein , ſolle den Geiſtlichen zur Unterweiſung und Ermahnung zur wahren
Buße übergeben werden. Dieſer Proceß zog ſi< weiterhin in die Länge,
weil die würzburgiſhe Regierung und der Amtmann von Werne> erſt
die Auslieferung der Margaretha Rummel verlangten, weil das Ver-
gehen auf würzburgiſhem Territorio verübt ſei, im anderen Falle wür
den fie betreffs der Dorothea und Margaretha Gleichmann nichts thun.
Daher ging eine Geſandtſchaft nah Würzburg, beſtehend aus zwei Juriſten.
Sie wurden ſehr kalt aufgenommen, und gelang es ihnen mit ſ{hwerer
Mühe, ein leidiges Abkommen zu treffen, do< niht zur Befriedigung des
Herrn Junkers von Steinau, welcher unter'm 15. Mai ein lamentables
Schreiben einjhiete, die mangelhafte Satisfikation beklagend.
Gleichzeitig liefen no< einige andere Unterſuchungen nebenher, ſo
den 20. März- gegen drei Knaben , der eine von neun, der andere von
eilf und der dritte von zehn Jahren. Sie können weder ordentlich beten,
no< die zehn Gebote ſagen. Am 21. März ift eine Unterfuhung in
Zaubereiſachen gegen zwei ſtädtiſche Hirtenfamilien, Shweinhirt und Kuh-
hirt. Der Schweinhirt ift jämmerli<h krank im Leibe, ſieht Nachts Ges
falten, die ihm den Tod ankündigen. Dr. Schmidt erllärte, das ſei
feine natürliche Krankheit; ebenſo der Feldſcherer, der ihm zu Ader läßt.
Die Frau des Oberhirten hatte er in Verdacht; er läßt ſie kommen, zahlt
ihr einen Reichsthaler und bittet ſie um Hülfe. Jhm geht es darauf wieder
beſſer; aber die Oberhirtin hat beim Weggehen den Stall betreten, und
beim Verlaſſen iſ ſein Gaislein frank und verendet in ſelbiger Nacht.
Die Sauhirtin gibt nun ihr Urtheil dahin, ihrem Mann habe ſie ge-
holfen, ihr Gaislein aber getödtet. Am ſelben Tage werden wieder ſehs
Kinder, Knaben, ins Verhör genommen zwiſchen fünf und dreizehn
Jahren. Sie ſagen aus, der „Weißkopf“ habe ſie das ſ{<warze Vater=
unſer beten lehren wollen, welcher dieſes von einem Mann aus dem
Oberland gelernt haben wollte. Dann hieß es, er habe es vom böſen
Feind gelernt, welcher wie ein Wolf erſhienen mit ſ{<warzem Geſicht, und
dieſer habe den Weißkopf getauft, ſo daß er pitſhnaß geweſen. So oft
man das ſ{<warze Vaterunſer bete, finde man einen Thaler.
Aus dem Jahre 1697 wird eine Unterſuhung eröffnet am 6. Oktober
gegen die Wittwe des Chriſtian Jäger, angeklagt wegen Hexerei. Eine
Perſon, Ditmarin , hatte am Fieber bei ihr krank gelegen. Drei Mittel
hatte Jägerin dagegen gebraut. Erſtens gab ſie ihr Waſſer mit Unſchlitt