98 Erſter Theil. Erſtes Buch. Die Hexenproceſſe in proteſtantiſchen Territorien.
Johanna Walzen Weib ebenfalls als Zauberin denuncirt. Bei der Con-
frontation erklären die Kinder gegenüber ihrer Läugnung, ſie ſei ihre
Lehrmeiſterin geweſen.
„Sie habe zu Hauſe den Teufel in einem ſhwarzen Glaſe ſißen
gehabt und gerufen: Teufel komm heraus.“ Die Margareth ſagt „in
Johann Walzen Haus habe ſie drei Teufel gejehen a) einen in Weibg-
geſtalt bei ihrem Mann, b) einen in Mannsgeſtalt bei ihrer Tochter,
c) einen bei der Verſtri>ten ſelbſt. Der Sauhirte ſagt, er habe. ſie auf
den Tänzen geſehen, aber niht gekannt. Frau Walzen wird am 15. Mai
gefoltert mit dem Krebs; nun geſteht ſie: Als Dienſtmagd zu Seidel
von ihrer Hausfrau Margaretha Holzappel dur< Zaubermittel in der
Speiſe verführt worden zu ſein ; dieſe habe es ihr angethan. Die drei
verhafteten Kinder habe fie die Zauberei Iehren helfen, in Schmed Annas
Haus. Das Teufelsmal trage fie auf der Brufl. Am 16. Mai erklärt
fie ihre Ausfage in Gegenwart des Pfarrers für falſ< und revocirt.
„Sie ſei keine Hex, habe aber H . . . . getrieben mit Reitern. Man
ſolle die Reichen angreifen.“ Warum fie aber dann geſtern habe be-
fennen wollen? Sei aus Pein geſchehen. Warum aber habe ſie ihr
Teufelsmal angedeutet? „Sei nichts als ein Pflaſtermal.“ Warum fie
dann geſtern den Georg Ba> Sohn denuncirt ? Antwort: Der Pfarrer habe
auf der Kanz! davon gepredigt. Darauf der anweſende Pfarrer ihr in's Geſicht
den Vorwurf der Unwahrheit \ſ{hleudert; ſie erklärt alsdann, er habe nichts da-
von gepredigt. Am 17. erſchien noh die Dritte im Bunde, Margaretha Kraft
von Ziegenhain, von den Kindern als „Prinzin“ bezeihnet. Ueber neun
Punkte wurde ſie verhört ; ſie ſei keine Hexe, aber ihr Mann und ihre
Freundſchaft habe ſie derowegen fortjagen wollen. Um ſeine Liebe wieder
zu gewinnen, habe ſie ihm in Teufels Namen eine Muskatnuß gekauft
und gebraut, das habe ſie ihrer Magd geſagt. Auf die Frage, warum
ſie denn geſagt, ſie ſäße mit den Füßen in der Hölle, antwortet fie, das
ſei eine Redensart , wenn Einem die Füße wehe thun, zu ſagen, „man
ſize ſo weit in der Hölle.“ Die Julchen wird vorgeführt und ſagt,
heute ſei der Teufel bei ihnen geweſen und geſagt, ſie ſollten frei lügen.
Daſſelbe Habe er der Schmed Anna und der „Prinzin“ geſagt; die
Margaretha ſei ihre Lehrmeiſterin geweſen. Es werden nun Lebterer die
Schrauben angelegt; fie bekennt, die S<me> Anna habe ſie Zauberei
gelehrt, habe Geld bekommen vom Satan, ſei aber Eſelsdre> geweſen ;
nah der Taufe habe ſie mit ihm gebuhlt und ihn dann erſt erkannt. Ein
Mal habe er ihr in die linke Seite gemacht, indem er ſie „gepitſht“;
Gift und Schmier Habe fie nicht von ihm angenommen, dafür aber
Shläge erhalten. Am 18. Mai wird Frau Walzen Weib mit dem
Krebs angegriffen. Jhre Herrin Seidel habe ihr einen Geſellen gegeben,