100 Erſter Theil. Erſtes Buch. Die Hexenproceſſe in proteſtantiſchen Territorien.
trogdem ihr Gnade offerirt wird. Confrontirt mit Sahls Frau, zeugt
Lettere gegen ſie. Es folgt die Tortur mit Krebs und Daumenſchrauben;
nunmehr bekennt ſie: ſie habe Unzucht getrieben mit Hans Lahm Abends
in der Scheuer; dann ſei in ſeiner Geſtalt der Teufel zu ihr gekommen
und habe mit ihr gebuhlt. Sie geſteht eine Unzahl von Uebelthaten ein,
darunter auh ein Kind geko<ht und Schmier daraus gemacht zu haben;
es habe der Anna Häuſerin gehört. Die Convente der Hexen fänden ſtatt:
auf St. Georg, Walpurgis, Johanni und Jakobi, in der Woche an
Freitagen.
Die Delinquentin war ausgeriſſen, aber wieder eingefangen worden.
Gefragt „warum“ ?, weil ſie ſo lang geſeſſen und man ihr niht zum
Tod geholfen. hr Schloß war aufgemefen, das die Ketten zujammen-
hielt. Am 26. Februar 1653 Hat fie nochmals Alles beſtätigt. Gleich-
zeitig war Elſa, Hans Sahl’s Frau, eingezogen worden. Die beiden
Schöffen hatten ihren böſen Leumund beſtätigt und namenilih ihren Ehe-
bruch mit dem Haubenfhhneider. Am 18. November war das erſte Verhör.
Den Chebruh geſteht ſie ein, die Zauberei läugnet ſie ab. Am Nath-
mittag wird ihr die Tortur angefagt, nad) vorausgejdidter Haarab-
ſhneidung. Wird mit Daum- und Beinſchrauben angegriffen. Sie be-
kennt jebt ihre Zauberkunſt. Als fie damals mit dem Haubenfchneider
gebuhlt habe, ſei der Teufel zuerſt zu ihr gekommen in ſeiner Geſtalt
und habe mit ihr gebuhlt. Tarın Habe er feine Geftalt geändert, fich Belzebod
geheiken, fie aber Nabia genannt und ein Zeichen eingedrüdt, gar oft mit
ihm zu thun gehabt. Geſteht, verſchiedene Kinde3morde verübt zu haben
duch Gift, auch das eigene Kind, und hat ſolche Kinder zerſhneiden und
fochen helfen. Auch dem Pfarrer hat ſie ein Rind mit Gift umgebracht.
Gibt dann no< 21 Complicen an. Gefragt, warum fie denn am
18. Januar 1653 „ausgeriſſen“, antwortet ſie, weil ſie ſo lange zu fiken
gehabt und ſo voll Unrath geworden.
Jm Jahre 1654 am 14. Funi wurde die Shuhmacherin Barbara
Ruppin examinirt, und als ſie läugnete, mit zwei Zeugen konfrontirt !).
Endlih aud duch den Herrn Pfarrer von Bingenheim er-
mahnt Gott und der hohen Obrigkeit die Ehr und Gehorſam zu geben,
ihre Zauberſünden und wie ſie dazu gekommen, zu bekennen u. |. w.
1) Elf Juhaftirte hatten auf ſie bekennt, darunter auch der Haubenfchneiber
nebſt den beiden Frauen Margaretha Walzin und Mrg. Printin. Jn ihrem
Hauſe ſollte der Teufel das Abendmahl halten; ſie ſelb in einer Kutſche mit
4 \{<warzen Pferden, ſo Katen ſeien, auf die Tänze fahren. Der Fürſt erließ
darauf das Mandat am 12. Juli »ut Captivetur et examinetur more solito et
consueto.«