Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
  
102 Erſter Theil. Erſtes Buch. Die Hexenproceſſe in proteſtantiſchen Territorien. 
Simon. Bei ihren Conventen haben ſie auch ihren „Prediger“, Chriſtian 
Beder; die legte Predigt hat er im feinem Haufe gethan und zwar über 
die 10 Gebote, fpeciell über: Du follft Deines nächften Weib nicht bes 
gehren. Singen aud) Sirchenliever. Am 21. Juni fügt fie über Beder 
noch folgendes hinzu : „Dieſer als ihr Pfaff predige auf ihren Zufammen= 
fünften: man ſolle die Gebote Gottes nit halten; Gottes Wort nit 
glauben, au niht, was die Prediger lehren, denen ſie nit glauben 
müßten.“ 
Obwohl nün Jnquiſitin in der Güte und freiwillig ſi< als Zau- 
berin bekannt und eine Unzahl von Verbrechen geſtanden hatte, niht 
blos Wettermachen, Früchte verderben !), Viehbeſhädigungen, ſondern auh 
diverſe Giftmorde an Kindern und Erwachjenen, darunter ihr eigener 
Mann und zwei ihrer Sinder begriffen waren; erfolgte doch der Befehl 
des Fürſten unterm 7. Juli 1659 fie auf die Folter zu ſpannen wegen 
ihrer Gehilfen, und zwar ſie anzugreifen mit Zuſhnüren und Daum- 
ſtöten. 
Als ſie nah ihren Complices gefragt wird, nennt ſie auh Johann 
Beilſtein. Gefragt, warum ſie dieſen niht früher genannt habe, ants 
wortet ſie: „Weil er ihr Land za>ert.“ Sie beſhuldigt dieſen ebens 
falls feine eigene Kinder mit ihr umgebracht zu haben. Dann nennt 
ſie no< 29 Perſonen aus Bingenheim und 20 aus den benadbarten 
Ortſchaften und gibt ſi ſ{<uldig mit dem Juden Seeligmann unerlaubten 
Umgang gepflogen zu haben. 
Abermal wird dem Richter befohlen na<zuforſhen , welche Kinder 
die Jnquiſitin getauft habe in Teufels Namen. Sie nennt ſieben ; dieſe 
ſeien getauft, aber no< niht gelernt worden. Chriſtian Mez ſei ihr 
Pätter geweſen. Außer vielen Perſonen, die ſie angibt als Theilnehmer 
bei den Taufen, nennt fie noch eine ganze „Rotte“ ?). Beim erſten Ver-= 
hör hatte ſie von dieſen geſagt: „Sie ſeien keine guten Leute; ſondern 
fie gingen alle wider Gott.“ 
Die Acten ſind hier niht vollſtändig; denn es fehlt der Ausgang und 
da3 Finale der Unterſuchung. Jedenfalls hat ſie mit ihrem Tode die 
1) „Die Müden zu machen verftand fie auf folgende Manier. Sie nahm 
Gerſte, Aehre und Haferfpreu; der Teufel blies mit ſeinem Odem darüber ; 
dann nahm ſie dieſe und trug ſie hinaus, wo ſie fliegen gelaſſen wurden. Beim 
Raupenmachen nahm ſie Weidenblätter, wi>elte ſie zuſammen, der Teufel blies 
darüber und e8 waren Raupen. 
2) Ein ganzes „Regiment“ gab Elſäſſer 1683 zu Eßlingen an. Zeitſchrift 
für die Culturgeſ<. 1856 S. 357.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.