Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

Erſtes Kapitel. Kur-Mainz. 105 
regiſtriren. Wo Kinder zurü>blieben, verlangte der Fiskus ein Kindes- 
Antheil , wo feine waren, ſequeſtirte er das ganze. Die zweite Ver- 
folgung erſtre>te ſi< von 1626—1629. Die Zahl der Juſtificirten betrug 
in Miltenberg 56, in Bürgſtadt 77, in Eichenbühel 19; 5 weitere An- 
getlagten wurden gegen Urpfede entlaſſen, weil ſie troy erſtandener Tortur 
nichts gegen fi) befannt Hatten, darunter drei Frauen. Von dieſen ift 
die Ausfage der Catharina Henk bemerkenswerth. 
Dieſelbe, zu drei verſchiedenen Malen eine halbe Stunde gefol- 
tert und aufgezogen , geſtand nie; Kinder von 8 und 10 Jahren traten 
als Belaſtungszeugen gegen ſie auf, was die M. W. Räthe niht ganz 
geheuer finden, meshalb das Hexengeriht angewieſen wird, darüber die 
juridiſche Fakultät zu M. um Beſcheid zu bitten. Sie geſteht, in der 
Jugend ſei ihr geweſen, als wenn ein böſer Geiſt in fie führe, das war 
die Hoffart, und dieſen böſen Hoffartsgeiſt habe ſie aber von ſi< gethan. 
Vor zwanzig Jahren ſei in ſie einmal gefahren wie ein Schuß; der alte 
Pfarrer von Großheubah habe über ſie das Segensgebet geſprochen und 
zwei Düttlin Thee einzunehmen gegeben, da ſei's wieder von ihr gefahren. 
Bon gleid) ſtarkmüthigem Charakter war die 26jährige Hausfrau des 
Schultheißen Baſtian Be>, welche jedesmal das widerrief, was fie auf 
der Tortur bekannt ; „denn, ſagie ſie, es geſhah nur aus Pein.“ 
Pfarrer Nicolaus von Eich ſei im Gefängniſſe bei ihr geweſen und 
gejagt, fie ſolle eher den Tod leiden, als einen Unſchuldigen angeben. 
Noch zwei Mal gefoltert, ohne Eingeſtändniß, wird ſie entlaſſen. 
Daſſelbe Glü> hatte Heinrih Hank aus Eichenbühel, „wenn's ſo 
fortgeht, ſagte er den Richtern, bleibt kein Menſh mehr auf der Welt.“ 
Wogegen eine Hexe die Bemerkung machte, wenn man ſo fortſahren würde 
mit Brennen, werd's bald kein Holz mehr geben. Die meiſten Verur- 
theilten nahmen die heilige Communion aus den Händen der Geiſtlichen. 
Die Verpflegung war im Mainziſchen für die Jnhaftirten im Ganzen 
gut; täglich erhielten ſie für 12 Pfg. Brod, Waſſer, öfters Brühen und 
Suppen, an Sonntagen mit Gemüſe. Wenn ſie communicirt hatten, 
wurde die Speiſung noch verbeſſert mit einer Zugabe von einer halben 
Maß Wein !). 
Die Frage, wie oft gefoltert werden ſolle, wurde auf eine 
1) Aus dem Gaſthofe „Zum Riefen“ in Miltenberg liegt eine Rechnung in 
den Würzburger Arten für Belöftigung zweier Weiber, melde inhaftirt waren 
vom 25. Juni bis 3. Sept. 1617. Die Summe beträgt 20 R<sthlr. und 21 Alb, 
Pro Tag bis zur heil. Communion 5 Albus; von da an täglih 10 Albus für 
Eſſen, Wein und Brod. Nach jeder Tortur am Abend Wein und Eſſen; am 
Hinrichtungstag für 4 Rıhsthle. Mahlzeit! — 15 Abus für 3 Pfund Lichter. 
  
 
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.