Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

Erſtes Kapitel, Kur-Mainz. 107 
Hexen ſeien und um Zerſtörung der „gräulichen Tyrannei“ des Satans 
gebeten wird. Statt deſſen läßt der Kurfürſt auh die Supplifanten 
einſperren. 
Von 1667 wird aus Amorba< ein ähnlicher Fall mitgetheilt , daß 
die Bürger eine Anzahl Perſonen wegen Zauberei verbrannt haben wollten. 
Der Oberamtmann Daniel von Frankenſtein gab den Tumultuanten nah, 
allein der Kurfürſt Johann Philipp von Schönborn ließ alle wieder frei. 
Aehnliche Bewegungen aus dem Bürgerſtande gegen angebliche Hexen 
find no berichtet aus Buchen, Walldürn 1570, 1571 und 1593. Es 
fehlie niht an Beſchwerdeführern gegen die Mainziſchen Räthe, wie na- 
mentlih die Freiherrn von A>erheim und den Würzburgiſchen Freiherrn 
von Morſom. No< im Jahre 1641 wird von einer Bewegung der 
Bürgerſchaft in Miltenberg berichtet, welhe eine Hexenverfolgung zum 
AZwede hatte. 
An dem ganzen Amte Aſchaffenburg find in der Zeit von 1610 bis 
1630 circa 120 Perſonen juftificirtt worden !), 
I. 
Das Amt Lohr. 
Die erſte Hexenverfolgung datirt aus dem Jahre 1576. Die Mainzer 
weltlichen Räthe erlaſſen bei dieſer Gelegenheit ein Circular an die Ort 
keller, „hinfüro niht weiter Weiber als Hexen einzuziehen, bis über die 
Art der Bezüchtigung an die Regierung Bericht erſtattet ſei.“ Dieſe 
Verfügung ſcheint gute Wirkung erzeugt zu haben. Erſt 1602 wird 
Catharina Weis examinirt und mat die gewöhnlichen Ausſagen. 1611 
find es aber 17 Perſonen. 
Wegen eingetretener ſ{hädlicher Fröſte mahte Schultheiß von Niened 
auf Veranlaſſung der Bürgerſchaft eine Anzeige über eine Perſon als 
deren Urſache. Dieſe wird eingezogen und als Hexe 1614 hingerichtet. 
Von da bis 1626 find 36 Hinrichtungen verzeichnet. Ein Weißbinder- 
fohn, weldher Raupen gemacht haben joll, wird feinen Eltern zurüdgegeben; 
die Mainzer Räthe erklären, man möge bei ſolchem Alter behutſam ver- 
fahren. Es kamen au< Geſtändniſſe zu Tag, wo die bekannten Sachen 
auf Träume zurädzuführen waren. Alle Angeklagten betheuerten ihre 
Unſchuld auf das Aeußerfte, namentlich die Frauen, über deren Stand- 
haftigkeit man erfreut ſein muß. Wir werden einige dieſer Heldinnen 
1) Na< Soldan-Heppe ſind au< im Amte Dieburg viele Hexen hingerichtet 
worden in der Zeit von 1627—1629. Die Verfolgung war eingeleitet worden 
auf inſtändiges Bitten einer Deputation der Centmannſchaft, welhem Geſuch 
Churfürft Georg Friedrich von Greiffenklau entſpra<h. Bd. II. 78, 
  
  
 
	        
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