Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

Zweites Kapitel. Das Kurfürftentkum Köln. 117 
31. October wurde Peter Stube in Köln geviertheilt und verbrannt, 
weil er 25 Jahre mit einer Teufelin gebuhlt Habe, fi auch mit Hilfe 
eines Gürtels in einen Wehrwolf verwandelt und viele Menſchen 
und Thiere zerriſſen habe. Beſagter Chroniſt bemerkt dazu: „Nun, was 
die befannte und befundene Mörderei , die Blutſhande und die anderen 
Miſſethaten anbelangt, ſo iſ es re<t, daß der genannte Verbrecher nah 
geſhriebenem Rechte zur Abſchrekung für andere geſtraft worden. Was 
aber die Zauberei betrifft, jo ift e3 ein heimlich verborgen Werk mit der 
Zauberei; an vielen Orten glaubt man feſt daran, und man will fie 
aus der heiligen Schrift beweiſen; wie es fi) aber damit verhält, geht 
über meinen Verſtand, und es iſ mir verborgen; wenn es einmal ge= 
glaubt werden muß, nun ſo mag ih es glauben; aber daß alles wahr 
ſei, was man von Zaubern ſagt, träumt und na<hſ<hwäßt, kann ih niht 
glauben. Wer weiß, ob nicht alles Verſchlagenheit , Betrug und Ein- 
bildung ift. J< laſſe heimliche, verborgene Dinge den lieben Gott, dem 
nichts verborgen ift, richten.“ 
Daß derartige Greuel niht immer bloße Wahngebilde, ſondern auh 
Thatſachen waren, dafür ſpricht die Viertheilung eines Johann von Pul- 
heim am 8. Mai 1593, welcher an 200 Pferde und Vieh geraubt und 
viele Leute umgebra<ht hatte. Man ſagt ihm auch) nach, er habe ſhwan= 
gere Frauen aufgeſchnitten und die Herzen der Kinder gefreſſen, um ſih 
ihußfeft zu machen. 
Einen ähnlichen Fall berichtet der k. ſä<hſ. Alterthumsverein, Dres- 
den 1846, Heft II. ©. 83, von Jakob Pechenau aus Wurzen im 
Jahre 1570. Auch dieſer hatte mehrere hochſchwangere Frauen ermordet, 
dann aufgeſchnitten, um ſih der Leibesfruht zu bedienen, ſi< unfichtbar 
zu maten. Sein Urtheil lautete, er ſoll wegen vielfa<h begangener 
greuliher Mordthaten auf einen Wagen gebunden, während des Fahrens 
zur Richtſtätte mit glühenden Zangen dreimal am Leibe gezwi>t und 
lebendig auf's Rad geflochten werden. 
Auh das neu eingeführte Reformationsbuch des Kurfürſten Her- 
mann von Wied zu Köln, betitelt: „Einfältiges Bedenken“ dient uns 
als Beweis , daß Aberglauben und Zauberei in dem Erzſtifte Köln keine 
beſonders große Verbreitung erlangt hatten. Unter der Rubrik: Aber- 
glaubiſ<her Mißbrau< aller Creaturen iſ zu leſen: „Wer vom Geſtirn, 
Wolken und anderen Werken Gottes in Lufſten, wollte Zeit und Gelegene 
heit nehmen, Fall oder Unfall erwarten, wie etwa die Heiden und Juden 
gethan . . . . Dergleichen thuen auch die, ſo Kräuter, Stein und an- 
dere natürliche Dinge dur Segen beſhwören und andere abergläubiſche 
Weiſen, wie Ungewitter, Geſpenſt des Teufels; item verlorene Ding zu 
  
 
	        
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