Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
  
130 Erſter Theil. Zweites Buh. Die Hegenprocefie in Latholifchen Gebieten. 
Unterfudung, welche im Jahre 1628 durch einen neuen Commiffar ge 
führt wurde, jcheint nur auf wenige Perfonen fih erftredt zu haben. 
Die Arten meijen drei Namen auf, darunter eine Anna Hufnagel, melde 
nad ftandhaftem Abläugnen der Hexerei frei gelaſſen wurde !). Jm 
Ganzen find in einem Zeitraume von 15 Fahren in dem Amte Rothen- 
fels 92 Perſonen proceſſirt worden, die 14 von Marktheidenfeld mit 
eingerechnet. Dieſelben vertheilen ſich: 
Bergrothenfels 4, Erbah 13, Hafenlohe 1, Karba<h 12, Neu- 
ſtadt 14, Rothen 4, Rothenfels 13, Waldzell 2, Windheim 1 und Zim- 
mern 4. 
Schließlich ſei hier no< mitgetheilt, daß ſowohl Geiſtliche in Rothen- 
fels wie in Neuſtadt dem Hexenhandel entgegen traten. Der Kloſter= 
pater Valentin Minor zu Neuſtadt hat in ſeiner Vaterſtadt Rothenfels 
gegen üble Nahreden wegen Hexerei geeifert und namentli<h feine eigene 
darin bezüchtigte Schmeiter mit Nahdrud vertheidigt. Jn Neuſtadt be- 
findet ſi< no< heute das Portrait des Abtes Georg Ehhalt, von welhem 
der Volk3smund ſagt, daß er die Hexen verbrannt habe. Es iſ eine Verwehs- 
lung, da es heißen muß, unter ſeiner Regierung ſeien Hexen verbrannt 
worden ?). Jn Karbah vernimmt man, daß der Pfarrherr dem inhaf- 
tirten Bürgermeiſter drei volle Stunden widmet, um ihn zu tröſten und 
ihm beizuſtehen. Jn Obernburg iſ es der Stiftsgeiſtlihe Pfarrer 
Klöpper, welcher gegen die Hexenverfolgung eifert. Pfarrer Nicolaus 
Göll aus Eichenbühl ſei hier noh erwähnt; ebenſo Pfarrer Johann Rei ß- 
mann in Großwollſtadt. 
Bei Durdlefung der Acten aus den katholiſchen Diſtricten kann man 
den Contraſt zwiſchen der Thätigkeit des katholiſhen Clerus und der 
proteſtantiſchen Geiſtlichkeit niht verkennen. Erſterer ſteht den Examen 
und Proceduren ganz fern. Wenn in Miltenberg vor dem zweiten Jahr- 
zehnt des 17. Jahrhunderts die Geiſtlichkeit anfänglih zugezogen wurde, 
ſo fann das ſpätere Fernbleiben. von denſelben nur zu ihren Gunſten 
Zeugniß geben, indem ſie aus eigenem Antriebe ſih an dieſen traurigen 
Exceſſen nicht betheiligen wollten. Hingegen finden wir die proteſtantiſche 
Geiſtlichkeit thätig eingreifend in den Gang der Proceduren; fie nehmen 
1) Außer dieſer genannten Anna Hufnagel ſind es no< a<t andere Frauen, 
welche bemerkenswerth find durch ihren Muth in der Vertheidigung ihrer Un- 
\{<uld und in der Standhaftigkeit während der Tortur. 
2) Ein gewiſſer Hans Ehhalt, Bürgermeiſter von Karbach, von dem man 
nicht weiß, inwiefern er mit genanntem Abte verwandt war, ſoll allerdings den 
Hexen eifrig na<geſpürt haben. Vielleicht findet hier eine Perſonenverwe<ſelung 
ſtatt. 
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