Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

Erſtes Bud. 
Die Herenprorefe in proteftantifchen Territorien. 
  
Erſtes Kapitel. 
Die Befellene zu Möttlingen 184043. 
Bur nämlichen Zeit als Joſeph von Görres ſeine „Chriſtliche 
Myſtik“ \{hrieb (1842) und in dieſem Werke die dunkelſte Seite der 
Menſchengeſhihhte an der Hand der Philoſophie, Theologie und Geſchichte 
zu erhellen ſuchte: nämli< die Jnfluenz des Satans auf das geiſtige 
und phyſiſche Leben der Menſchen, war ihm Gelegenheit geboten im nahen 
Württembergiſchen eine Teufels-Einmwirtung in natura zu beobachten und 
zu ſtudiren. Ob er Kenntniß davon genommen, weiß ih nicht, beſorge 
aber, daß man einer eventuellen perjönlichen Beobachtung die gleiche 
Weigerung würde entgegengeſeßt haben, welche drei benahbarte katholiſche 
Prieſter erfuhren, als ſie um eine Zulaſſung zu der angebli<h Beſeſſenen 
gebeten hatten. Dieſer merkwürdige Fall von Beſeſſenheit ſpielte fih ab 
im 5. Decennium unſeres Jahrhunderts in dem Pfarrdorfe Möttlingen 
in Württemberg. Der dortige Pfarrer Blumhardt berichtet darüber im 
Auguſt 1844 an die Kgl. württembergiſhe Ober - Kirchenbehörde unter 
Auflage. der Verſchwiegenheit; allein die Sache kam denno< an die 
Oeffentlichkeit. Ein Arzt aus Baſel war es, welcher über den Vorfall 
gegen Pfarrer Blumhardt öffentlich polemifirte!). Diefer hat daher unterm 
31. Juli 1850 ſeinen offiziellen Bericht als Manuſkript vervielfältigt, 
und einzelnen befreundeten Perſonen eingehändigt. G.?), ein 28 Jahr 
altes Mädchen, war gut unterrihtet und als Dienſtmädchen geſhäßt. 
Jm Jahre 1836 überfiel ſie eine Nierenkrankheit, in Folge deren fie in 
die Heimath zurü>fehrte, Doh blieben einige Nahwehen der Krankheit 
zurü>, namentli<h im Unterleibe. Auch gab es im Hauſe bald umheim- 
liche Dinge, wie Geräuſh und Getöſe. Sie ſah auh Geſtalten, Lihtlein 
1) Dr. de Valenti. 
2) Jhr Name: Gottliebin Dittus cf. Pfarrer Johann Chriſtoph Blumhardt, 
ein Lebenbild von Fr. Zündel, Pfarrer, IT. Aufl. Heilbronn 1881, S. 117. 
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