Full text: Der Hexenwahn vor und nach der Glaubensspaltung in Deutschland

  
  
154 Erſter Theil. Drittes Buch. Die Folter oder Tortur. 
Von einer lobenswerthen Humanität und <riſtliher Milde geben 
die Grundſäge Zeugniß, welche der Profeſſor des Criminalrehtes zu Freis 
burg im Breisgau, Thomas Mebger, in feinen Gutadhten ausgejprocdhen 
hat. Bei einem 18jährigen Mädchen, der Hexerei angeklagt und geſtän- 
dig, wollte er weder peinliche Frage , Tortur, noch ZTodesftrafe verhängt 
wiſſen. Er wollte ſie in eine Beſſerungs-Anſtalt verbracht ſehen , damit 
fie büße und fich beſſere !). 
Zweites Kapitel. 
Stellung des Proteflanfismus zur Folter. 
Luther war kein Gegner der Folter. Wie er die Juriſten niht 
leiden mochte, weil ſie zu viel in das kirhliche Regiment hineingriffen, 
ſo hat er au< Tadel dafür, daß ſie niht ſtreng genug in der Anwendung 
der Folter waren. „Magiſter Spallatinus zeigte Dr. Martino anno 1538 
an, wie ein Mägdlein zu Altenburg bezaubert wäre, daß fie Blut 
weinete, und wenn die Zauberin an einem Orte wäre, und wenn fie 
fie gleich niht ſehe, noh von ihr wüßte, fie doch ihre Gegenwart fühlte und 
weinete. Darauf ſpra<h Dr. Martinus: da ſollte man mit ſolchen zur 
Strafe eilen. Die Furiſten wollen zuviel Zeugniſſe und 
Beweiſungen haben, verachten dieſe öffentliche. Ich habe dieſer 
Tage einen Ehhandel gehabt, da das Weib den Mann wollte mit Gift 
umbringen, daß er Eidehſen hat von ſi< gebrochen und, da man ſie 
peinlih gefragt, hat ſie nihts wollen bekennen. Denn ſolche Zauberinen 
ſind gar ſtumm und verachten die Pein; der Teufel läßt ſie niht reden. 
Solche Thaten aber geben Zeugniß genug, daß man ſie billig ſollte hart 
ſtrafen, zum Exempel, damit Andere abgeſhre>t werden von ſolchem teuf- 
liſhen Vornehmen 2), “ Ferner ſchreibt er: „Wie die Juriſten fein künſt= 
li disputiren und reden von mancherlei Art der Rebellion und Miß- 
handlung wider die hohe Majeſtät, und unter anderen zählen ſie au< 
dieſe, wenn einer von ſeinem Herrn feldflüchtig, treulos wird und begibt 
fih zu den Feinden: und denenſelbigen allen erkennen fie zu die pein- 
lihe Strafe an Leib und Leben. Alſo auh, weil Zauberei ein ſ{händ- 
licher, gräulicher Abfall ift, da einer fi) von Gott, dem er gelobt und 
geichiworen ift, zum Teufel, der Gottes Feind iſt, begibt, ſo wird fie 
billig an Leib und Leben beſtraft 3). “ 
1) Concilia Criminalia, Freiburg 1618. S. 105—115. 
2) Luthers Werke von Walch, Bd. XXII. S. 1207. n. 4. 
3) Luthers Werke von Walch, Bd. XXII. ©. 1208. n. 7. 
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